Entries RSS Feed Share Send to Facebook Tweet This Accessible version

József Antalls Erbe

13. Dec. 2013

Zum 20. Todestag von József Antall wirft ein linksorientierter Politiker den rechten Parteien vor, die konservativ-liberale Vision des am 12. Dezember 1994 verstorbenen ehemaligen Ministerpräsidenten verraten zu haben. Ein weiterer seiner ehemaligen Partner glaubt, dass die wichtigste Zielsetzung des ersten demokratisch gewählten Ministerpräsidenten von der Orbán-Regierung erfüllt worden sei.

Ministerpräsident József Antall war ein engagierter Demokrat, schreibt József Debreczeni in Népszabadság. Debreczeni, in den frühen 1990er Jahren ein Parlamentsabgeordneter des MDF, der Partei Antalls, und aktuell Vize-Chef der Demokratischen Koalition von Ferenc Gyurcsány, führt weiter aus, dass sich Ministerpräsident Antall, der das Land erfolgreich aus dem Kommunismus herausgeführt habe, sowohl der europäischen Integration als auch der nationalen Sache Ungarns verpflichtet gefühlt, aber zugleich auch von der nationalistischen Rhetorik der radikalen Rechten distanziert habe. Debreczeni hält die Tatsache, dass Antall die Basis für starke demokratische Institutionen gelegt habe, für seine wichtigste Errungenschaft, die der einstige Regierungschef durch die Bereitschaft zum Kompromiss mit den Oppositionsparteien habe erreichen können. Auf die aktuelle Politik eingehend vermerkt Debreczeni, dass nach dem Tode Antalls dessen konservativ-liberale Vision bei der politischen Rechten durch einen anti-demokratischen und autoritären Radikalismus ersetzt worden sei. Ohne Ministerpräsident Orbán beim Namen zu nennen, verweist der Autor darauf, dass die momentane Regierung die ideologische Erbverwalterin der Rechtsaußen-Kräfte der Zwischenkriegszeit sei. Demzufolge würden MDF-Politiker, die sich dem Fidesz angeschlossen hätten, das Erbe Antalls verraten. Debreczeni schließt seinen Artikel, indem er eine Parallele zwischen Ministerpräsident Antall und Ministerpräsident Gyurcsány zieht: Beide seien zu gut für ihre Parteien gewesen – und für das ganze Land.

Nicht nur habe Ministerpräsident Antall das Land aus Diktatur und Planwirtschaft heraus in parlamentarische Demokratie und Marktwirtschaft geführt, vielmehr habe er erfolgreich christlichen und nationalen Werten erneut Geltung verschafft, schreibt György Csóti in Magyar Nemzet. Csóti war Anfang der 1990er Jahre ebenfalls ein Vertreter von Antalls MDF im Parlament und ist nun Parlamentarier des Fidesz. Er glaubt, dass die Orbán-Regierung das Ziel Antalls einer Wiedervereinigung der ungarischen Nation mittels Verleihung der Nichtansässigen-Staatsbürgerschaft an Auslandsungarn erreicht habe.

Tags: , ,