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Mesterházy für Zuruf „Hängt ihn!“ unter Beschuss

29. Jan. 2014

Ein regierungsfreundlicher Autor beschuldigt den Sozialistenführer, Rachegelüste zu hegen. Ein Journalist des linken Spektrums wiederum unterstellt dem Fidesz hinsichtlich Hassreden eine Doppelmoral. Ihm zufolge sei der Skandal Teil eines Rufmordversuchs.

Als am vergangenen Wochenende auf dem Parteitag der Sozialisten deren Vorsitzender Attila Mesterházy die Korruption geißelte, schrie jemand seiner Zuhörer „Hängt ihn!“ (Strick – ung.: Kötelet!) und der MSZP-Chef stimmte dem zu. Später erklärte er, er habe „Gefängnis“ (Börtönt!) verstanden. Ein Fidesz-Sprecher warnte die Sozialisten davor, Hass zu säen. In seiner Rede ging Mesterházy auch mit dem ungarisch-russischen Atompakt scharf ins Gericht (vgl. BudaPost vom 27. Januar).

Von jemandem, der nicht zwischen Gefängnis und Aufhängen unterscheiden könne, sei nichts Stimmiges zu erwarten, bemerkt Miklós Ugró in Magyar Nemzet. Laut Ugró habe Mesterházy nichts anderes versprochen als die völlige Umkehrung der Regierungspolitik. Zudem habe er sich mit der Forderung lächerlich gemacht, über die Erweiterung des Atomkraftwerks Paks solle mittels Volksentscheid abgestimmt werden. Die Menschen hätten viel zu geringe Kenntnisse, um über die Frage entscheiden zu können, ob Ungarn das neue Werk brauche, meint Ugró. Zudem hätten auch die Sozialisten keinen Volksentscheid vorgesehen, als sie 2009 und 2010 zu deren Regierungszeit eine Erweiterung des Kraftwerks planten.

Die regierungsnahen Medien betrieben Rufmord an Mesterházy, schreibt György Sebes in Népszava. Dabei würden auch Fidesz-Persönlichkeiten nicht davor zurückschrecken, sich mit ähnlichen Drohungen und widerwärtigen Bemerkungen zu Wort zu melden. Dazu zählt Sebes Aussagen wie „Sozialisten liege das Lügen im Blut“, die Floskel von „sogenannten Ungarn im Europäischen Parlament“ oder die Bezeichnung Ferenc Gyurcsánys als „Eiterblase am Volkskörper“. Die Veranstaltung der Sozialisten sei in den öffentlichen Medien nur sehr stiefmütterlich behandelt worden, bis der Zwischenruf „Hängt ihn!“ in ihren Aufzeichnungen bemerkt worden sei. Von da an habe man, so die Beobachtung des linksorientierten Journalisten, „die Dampfwalze angefahren“. Diese Art der Kommunikation erwartet Sebes nunmehr bis zum Wahltermin.

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