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Gute Umfrageergebnisse von Jobbik

3. Mar. 2014

Ein Politologe hält die in jüngster Zeit verbesserten Umfragewerte der Rechtsaußenpartei Jobbik für das Resultat ihres gemäßigteren Profils. Ein linksorientierter Kolumnist beschuldigt den Fidesz, er würde die rassistische Sprache von Jobbik legitimieren und damit die rechtsradikale Partei stärken. Ein weiterer Beobachter des linken politischen Lagers interessiert sich für die bei linken Wählerschichten zu beobachtende Wehmut mit Blick auf die Ära Kádár.

Nach Angaben der aktuellen Erhebung von Tárki ist die Anhängerschaft der linken Parteien von 25 auf 20 Prozent der wahlberechtigten Bevölkerung geschrumpft, was vermutlich mit dem jüngsten Skandal um den sozialistischen Vizeparteichef Gábor Simon zu tun hat (vgl. BudaPost vom 6., 10. und 17. Februar). Der Fidesz hingegen wird von 49 Prozent der entschiedenen Wähler bevorzugt, während Jobbik mit 19 Prozent rechnen kann. Die Partei LMP wird von sechs Prozent der sich wahrscheinlich am Urnengang beteiligenden Wähler unterstützt. 40 Prozent würden eine andere Regierung bevorzugen, während sich 39 Prozent zufrieden über das aktuelle Kabinett äußerten. Laut einer repräsentativen Umfrage des Politikmagazins Magyar Demokrata äußern sich 55 Prozent unzufrieden und lediglich 34 Prozent überwiegend zufrieden mit der Regierungsarbeit.

Iván Andrassew von Népszava beklagt, dass Jobbik seine Beliebtheitswerte problemlos in einem Land steigern könne, in dem „Kinder den Rassismus bereits mit der Säuglingsnahrung aufnehmen“. Es existierten Belege dafür, dass antiziganistische und antisemitische Vorurteile in der ungarischen Gesellschaft weit verbreitet seien. In den Augen von Andrassew versucht der Fidesz Jobbik durch eine Vereinnahmung ihrer Rhetorik den Wind aus den Segeln zu nehmen. Allerdings scheitere die Regierungspartei mit dem Versuch, rassistische, mit der Regierungspolitik unzufriedene Wähler für sich zu gewinnen und zu mäßigen, glaubt Andrassew.

In der Druckausgabe von Heti Világgazdaság schreibt Dániel Mikecz, bei Jobbik handele es sich nicht um eine Partei von Verlierern. Obgleich Jobbik oft für eine Partei mit einer armen und unterprivilegierten Stammanhängerschaft gehalten werde, ergäben die Tárki-Umfragen ein anderes Bild, so der junge Politologe. Demnach sei Jobbik bei der jüngeren Generation und urbanen männlichen Wählern der Mittelklasse überdurchschnittlich populär. Die jüngsten Bemühungen der Partei um einen etwas gemäßigteren Ton hätten sich als fruchtbringend erwiesen, glaubt Mikecz. Er verweist weiter darauf, dass Jobbik durch neue radikale Splittergruppen von Rechts herausgefordert werde, darunter die Ungarische Morgenröte – eine Gründung zweier ehemaliger Jobbik-Parlamentarier. Dies trage zum Erfolg des neuen Eindrucks bei, den die rechtsradikale Partei angesichts der bevorstehenden Wahlen von sich abgeben wolle. Dieser Versuch der Image-Veränderung könnte dabei helfen, mit der Regierung unzufriedene Wähler der Mittelschicht und einer Affinität zum rechten Spektrum für sich zu gewinnen, schlussfolgert Mikecz.

In einer gesonderten Erhebung erkundigte sich Tárki nach den Einschätzungen der Ungarn hinsichtlich der vergangenen 25 Jahre demokratischer Regierungsgewalt. Demnach halten 47 Prozent der Ungarn den Wandel hin zur Demokratie für eine Erfolgsgeschichte, während 39 Prozent denken, er habe sich nicht gelohnt. Fidesz- und Jobbik-Wähler sehen die vergangenen 25 Jahre in einem positiveren Licht als die Wähler linker Parteien.

Das Weltbild der Wähler sei kaum frei von Widersprüchen, beobachtet Péter Pető in Népszabadság. Der Autor empfindet es als verwirrend, dass linke Wähler, die eher nostalgische Gefühle gegenüber dem Kádár-Regime entwickelten, linke Oppositionsparteien unterstützten, die doch behaupteten, demokratische Werte zu vertreten. Die Daten ließen darauf schließen, dass die Wähler sich eher für diejenige Partei entschieden, an deren Unterstützung sie sich in der Vergangenheit gewöhnt hatten. Oder sie folgten ihren Gefühlen und weniger rationalen Erwägungen, resümiert Pető.

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