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Linke Medien schlagen TV-Duelle vor

26. Mar. 2014

Népszabadság und ATV verlangen eine Serie von TV-Debatten. Dabei sollen in der letzten Wahlkampfwoche auch Ministerpräsident Viktor Orbán und der Chef der Sozialistischen Partei, Attila Mesterházy, aufeinandertreffen. Analysten des rechten Spektrums lehnen die Vorstellung ab, wonach eine solche Debatte vor den Wahlen in einer Demokratie als ein Muss zu betrachten sei.

Im Leitartikel auf der Titelseite informiert Népszabadság über eine Initiative ihrer Redaktionsleitung sowie des Managements des links ausgerichteten Kabelfernsehsenders ATV. Demnach sollten in den ersten vier Apriltagen Diskussionen zu spezifischen Politikbereichen veranstaltet werden. Einen Tag vor der am 6. April stattfindenden Wahl würde der Initiative zufolge eine abschließende Debatte zwischen dem Ministerpräsidenten und seinem linken Herausforderer stattfinden. Eingeladen seien alle im Parlament vertretenen Parteien mit Ausnahme von Jobbik, die „nicht als Teil der demokratischen Kräfte“ angesehen werde. Absicht der Initiatoren sei es, die Wähler mit wichtigen Informationen über die konkurrierenden Lager zu versorgen.

In zwei aufeinanderfolgenden Leitartikeln zu dem Thema weist Magyar Hirlap die von der Linken gegen den Fidesz vorgebrachten Vorwürfe der Feigheit und undemokratischen Verhaltens wegen dessen Weigerung zur Teilnahme an solchen Debatten zurück. Zsolt Bayer erinnert in diesem Zusammenhang an eine Analyse von János Avar, einen bekannten linken Kommentator und ehemaligen Washington-Korrespondenten. Dieser habe die Wahlniederlage der Sozialisten 1998 mit der Bereitschaft des damaligen Ministerpräsidenten Gyula Horn zu einem TV-Duell mit seinem Fidesz-Herausforderer Viktor Orbán erklärt. Avar habe auf Helmut Kohl und dessen 16-jährige Kanzlerschaft verwiesen: Der Bundeskanzler habe niemals die Herausforderung zu einem TV-Duell seitens seiner sozialdemokratischen Kontrahenten angenommen. In Kohls Argumentation sei demokratische Rivalität nicht mit einer „persönlichen Show“ gleichzusetzen. Bayer wirft den Sozialisten Unehrlichkeit vor, wenn sie behaupten, ohne Fernsehduell herrsche keine Demokratie und Viktor Orbán wäre ein Feigling, wenn er die Herausforderung nicht annehmen würde. Eines ist für Bayer auch ganz klar: Eine TV-Debatte diene immer eher den Interessen des Herausforderers als denen des Amtsinhabers.

Dieselben Leute, die nun Demonstrationen für eine TV-Debatte veranstalteten, hätten dies vor vier Jahren nicht getan, merkt László Kiss in derselben Tageszeitung an. Ebenso wenig hätten sie danach behauptet, die Wahlen seien nicht demokratisch gewesen, da vorher keine Fernsehdiskussion stattgefunden habe. Der Autor erinnert zudem an die letzte derartige Debatte 2006, als der Amtsinhaber Ferenc Gyurcsány seinen Herausforderer Viktor Orbán für dessen Behauptung kritisiert habe, die Linken planten eine Gebühr für medizinische Untersuchungen. Dies sei eine Lüge und Orbán „als ein Gentleman, sollte aufhören, sie zu verbreiten“, so Gyurcsány. (Zwei Jahre später führte Gyurcsány eine solche Gebühr ein, musste sie aber nach einem vom Fidesz initiierten Referendum wieder abschaffen – Anm. d. Red.) Auch der linke Ministerpräsidentenkandidat Attila Mesterházy bekommt bei Kiss sein Fett weg. Während er auf sein Recht poche, den Ministerpräsidenten in einer öffentlichen Debatte herauszufordern, verweigere er ein Erscheinen vor dem Parlamentsausschuss, der den Skandal um Gábor Simon – bis vor sechs Wochen noch Mesterházys Stellvertreter (vgl. BudaPost vom 10. Februar) – untersucht.

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