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Nazi-Invasionsmahnmal spaltet die Öffentlichkeit

22. May. 2014

Ein liberaler Kolumnist kommentiert eine jüngste Umfrage zum Nazi-Invasionsmahnmal in Budapest und hält fest, dass in Ungarn der Bau von Denkmälern ohne angemessene Debatte über die umstrittene Vergangenheit herausgeworfenes Geld sei und zudem polarisierend wirke.

Das Medián-Institut hat eine Umfrage zum Nazi-Invasionsmahnmal durchgeführt, der zufolge 39 Prozent der Ungarn glauben, dass das umstrittene Mahnmal in der Budapester Innenstadt (vgl. BudaPost vom 4. Januar) Geschichte durch eine verfälschte Darstellung der Verantwortung ungarischer Behörden während des Holocaust relativiere. 38 Prozent wiederum halten die Statue für einen angemessenen Weg, sämtlicher Opfer des Zweiten Weltkrieges zu gedenken. Generell stimmen 45 Prozent der Befragten darin überein, dass sich ungarische Behörden aktiv an der Deportation und Ermordung des ungarischen Judentums beteiligt hätten, 30 Prozent wiederum wälzen alle Verbrechen auf die deutschen Besatzer ab. Selbst eine knappe Mehrheit von Fidesz- und Jobbik-Unterstützern räumt ein, dass sich die ungarischen Behörden mit Schuld beladen hätten. 44 Prozent derjenigen, die das Denkmal als Geschichtsfälschung ansehen, glauben aber auch, dass der Protest dagegen „unnötige Spannungen“ hervorrufe.

Dass knapp die Hälfte derjenigen, die das Denkmal für eine Geschichtsfälschung halten, diejenigen kritisieren, die gegen die Errichtung der Statue protestieren, bezeichnet Sándor Révész in Népszabadság als sehr enttäuschend. Der liberale Kolumnist empfindet Ängste über „unnötige Spannungen“ als einen Ausdruck von Feigheit. Jedoch erkennt er an, dass die Bedenken beider Seiten in Betrachtung gezogen werden sollten. Dazu zählt er auch die Ansicht derjenigen, die das Mahnmal als angemessene und redliche Möglichkeit betrachteten, aller Opfer zu gedenken. Gegensätzliche Interpretationen könnten laut Révész nur überwunden werden, wenn Denkmäler mit weniger klaren historischen Botschaften errichtet würden. Dadurch könnte eine öffentliche Debatte angeschoben und der Betrachter zu einer kritischen Geschichtsbetrachtung angehalten werden. Als Fazit stellt der Autor fest: In Ungarn gebe es keinerlei Hoffnung auf eine gehaltvolle Debatte über historisches Erinnern und so sei das Errichten von Denkmälern einfach nur Geldverschwendung.

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