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Nazi-Invasionsmahnmal fast vollendet

3. May. 2014

Linksliberale Kommentatoren weisen eine Äußerung des Ministerpräsidenten zurück, in der er das kontroverse Mahnmalsprojekt mit dem Argument gerechtfertigt hatte, es handele sich dabei um eine Geste zum Gedenken an die Opfer der Nazi-Besatzung. Einer der Kritiker nennt die Statue sogar ein Nazi-Monument, das gesprengt werden wird. Für eine regierungsfreundliche Kolumnistin ist dagegen offensichtlich, dass das Mahnmal die Invasion Ungarns durch die Hitler-Armee verurteilt. Zudem habe die Regierung ihre Trauer über den Holocaust zum Ausdruck gebracht und die Schuld ungarischer Kollaborateure anerkannt.

Népszabadság zieht im Leitartikel auf der Titelseite über eine Äußerung von Ministerpräsident Viktor Orbán her, wonach das Denkmal auf dem Freiheitsplatz sämtliche Opfer ehre. In der führenden linken Tageszeitung heißt es, Orbán habe in einem Brief an einen renommierten Kunsthistoriker die Beschreibung ignoriert, die der Schöpfer des Mahnmals selbst über sein Werk abgegeben habe. Demnach stehe die Hauptfigur des Denkmals, Erzengel Gabriel, eindeutig allegorisch für Ungarn, nicht aber für die Opfer, wie der Ministerpräsident behaupte.

János Dési verurteilt in Népszava die führenden Köpfe der kleinen neologistischen jüdischen Gemeinde, weil sie sich zu einem Treffen mit Ministerpräsident Orbán bereiterklärt hatten. Bei der Zusammenkunft hatte der Regierungschef erklärt, er verfüge über „keinerlei Ellenbogenfreiheit“, um auf ihr Anliegen eingehen und das Denkmalprojekt stoppen zu können. Dési sieht in ihrer Anwesenheit eine „einzige Schande“ im Dienste des Ministerpräsidenten, den der Autor „Lieber Führer“ nennt (in offener Anspielung an die offizielle Ehrenbezeichnung des früheren nordkoreanischen Diktators Kim Jong Il – Anm. d. Red.).

Die „demokratische Opposition“ unterstütze eine kleine Gruppe von Protestierenden nicht energisch genug, die am Ort des geplanten Denkmals eine Sitzblockade veranstalteten, wettert Zsolt Zsebesi in Magyar Narancs. Die Oppositionsführer hätten „dem Land ins Gesicht gespuckt”. In seinen Schlussworten richtet er eine Drohung an jene, die er „liebe Fidesz-Genossen“ nennt: „Wir sollten das Denkmal in die Luft sprengen, wenn möglich sogar noch bevor es gebaut wurde. […] Wir schulden das den Opfern des ungarischen Nazismus.“

In der Druckausgabe von Magyar Nemzet zählt Ágnes Seszták eine Reihe von in jüngster Vergangenheit gezeigten Gesten der Regierung, um des Holocaust zu gedenken und die Schuld der ungarischen Behörden dieser Zeit anzuerkennen. Die letzte sei die Einweihung eines Denkmals aus Anlass des „Marsch des Lebens“ gewesen, der jedes Jahr in Erinnerung an den Holocaust abgehalten wird. Die Autorin hält es für eine unanständige Geste „bestimmter politischer Gruppierungen“, dem Okkupationsmahnmal eine antisemitische Botschaft zu unterstellen. Im Gegenteil, meint Seszták, drücke das Denkmal eine offensichtliche Verurteilung des Nazismus aus – ganz im Gegensatz zur Säule, die nach dem Zweiten Weltkrieg zu Ehren sowjetischer Soldaten errichtet worden sei und die eine Armee glorifiziere, die schreckliche Leiden gebracht und eine totalitäre Diktatur in Ungarn eingeführt habe.

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