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Atomgeschäft mit Moskau verteidigt

30. Jun. 2014

Ein führender regierungsfreundlicher Kommentator verteidigt das Abkommen über den Bau von zwei neuen Blöcken im Atomkraftwerk Paks durch das russische Unternehmen Rosatom. Nach Ansicht des Journalisten wird das Vorhaben Ungarn keineswegs in eine nicht mehr zu beherrschende Verschuldung stürzen. Ein weiterer konservativer Analyst glaubt, es gebe keine andere Lösung, um die langfristige Energieversorgung des Landes zu sichern.

In seinem wöchentlichen Leitartikel für das Magazin Demokrata (Druckausgabe) weist Chefredakteur András Bencsik Behauptungen seitens Együtt-PM als irreführend zurück, wonach die neuen Kraftwerksblöcke in Paks jeden Ungarn 700.000 Forint kosten würden. Diese Vorwürfe „belegen, wie wenig die Linke zu sagen hat“. Das Paks-Projekt werde bis zu seiner Inbetriebnahme keine Steuergelder kosten. Ab diesem Zeitpunkt könne der erzeugte Strom auf heimischen und ausländischen Märkten verkauft werden. Weiter schreibt Bencsik, das Interesse Russlands an dem Deal liege in der Möglichkeit, die eigenen Exporte zu diversifizieren und Märkte für Produkte mit hoher Wertschöpfung wie etwa Kernkraftwerke – ein in der EU gegenwärtig von Frankreich dominierter Bereich – ausfindig zu machen. Deswegen stelle das Projekt „ein unglaublich vorteilhaftes Geschäft“ dar, bei dem Ratenzahlungen auf den russischen Kredit erst nach Fertigstellung der Anlage fällig würden. Dann könne die ungarische Regierung über die Finanzierung ihrer Verpflichtungen entscheiden, entweder durch den Verkauf des erzeugten Stroms oder durch andere Maßnahmen, notiert Bencsik abschließend.

In Magyar Hírlap macht Miklós Lázin darauf aufmerksam, dass die vier Kernkraftwerksblöcke in Paks in den 2020er und 2030er Jahren abgeschaltet werden müssten. Falls nichts geschehe, um sie zu ersetzten, riskiere Ungarn einen massiven Energieengpass. Ungarische Umweltschützer, darunter auch die Atomkraft-kritische Ökopartei LMP, würden weder einen Ozean an Solarzellen noch ausgedehnte Windmühlen-Wälder tolerieren, ist sich der Autor sicher. Auch den Bau von Pumpspeicherkraftwerken würden sie nicht genehmigen, obgleich diese unverzichtbar wären, um ein auf erneuerbaren Energien beruhendes System zu betreiben. Mit anderen Worten, so formuliert es Lázin, wünschten die Grünen elektrische Energie, lehnten aber Lösungen ab, die sie zugänglich machten. „Auch wir mögen Kernenergie nicht, doch ist sie immer noch besser als endlose Debatten über eine Anzahl hervorragender Ideen, die jedoch von Beginn an zum Scheitern verurteilt sind“, schließt Lázin seinen Artikel.

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