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Rechtsorientierte Stimme zu Trianon

6. Jun. 2014

Ein führender Kolumnist des regierungsfreundlichen Lagers macht den Zerfall der Habsburger Monarchie für die unglücklichen Entwicklungen im Ungarn des 20. Jahrhunderts verantwortlich. Er fordert die Westmächte auf, ihre nach dem Ersten Weltkrieg abgegebenen Autonomiezusagen für die jenseits der (seinerzeit neuen) Landesgrenzen lebenden Ungarn einzuhalten.

Ungarn begeht am 4. Juni den Tag der nationalen Einheit. Dabei wird an den Friedensvertrag von Trianon erinnert, der im Jahre 1920 zwei Drittel des ungarischen Territoriums Nachbarländern zuschlug. Die Pariser Friedensverträge nach dem Zweiten Weltkrieg (1947) ließen die Trianon-Grenzen im Wesentlichen unangetastet.

In seinem Leitartikel anlässlich des Gedenktages erinnert Zsolt Bayer in Magyar Hírlap daran, dass Kronprinz Franz Ferdinand durch die Gewährung größerer Autonomierechte für die slawischen Völker seines Reiches ursprünglich eine stabilere Monarchie habe errichten wollen. Doch sei er im Juni 1914 in Sarajevo ermordet worden, woraufhin der Erste Weltkrieg ausbrach und seinen Plan für immer verhinderte. Bayer vermutet sogar, dass die Ententemächte genau dies im Sinne hatten und „deswegen Gavrilo Princip (Ferdinands Mörder – Anm. d. Red.) ausfindig machten“.
Weiter schreibt der Autor, der Krieg habe aufgrund der kurzzeitigen kommunistischen Diktatur, zu deren führenden Vertretern überdurchschnittlich viele Juden gehört hätten, der jüdischen Emanzipation in Ungarn ein Ende bereitet.
Der Westen habe – behauptet Bayer – durch die Erzwingung der Pariser Friedensverträge, darunter den von Trianon für Ungarn, „in zynischer und wohldurchdachter Weise den zweiten Flächenbrand vorbereitet“. Demzufolge sei es völlig falsch, Miklós Horthy (Staatsoberhaupt Ungarns von 1920 bis 1944 – Anm. d. Red.) für den Beitritt zum Zweiten Weltkrieg verantwortlich zu machen, denn dieser habe gar keine andere Wahl gehabt. Tatsächlich, so argumentiert der Kolumnist, habe Ungarn nach dem Ersten Weltkrieg „ein Aufschwungswunder“ vollbracht. Der zweite Krieg habe diesen Aufschwung zunichte gemacht und das Land dem Kommunismus ausgeliefert. Doch könne Ungarn das Wunder wiederholen, zeigt sich Bayer zuversichtlich. Der Westen müsse nunmehr den jenseits der Grenzen lebenden Ungarn das zugestehen, was sie in Trianon zwar versprachen, aber niemals einzulösen gedachten: also die Autonomie.

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