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Law-and-Order-Kandidat spaltet die Linke

9. Jul. 2014

Kommentatoren des linken Spektrums zeigen sich tief gespalten hinsichtlich der Kandidatur von Albert Pásztor für den Bürgermeisterposten von Miskolc. Manche verurteilen die Arroganz der in Budapest ansässigen Intellektuellen, die versuchen würden, sich in die internen Angelegenheiten der Stadt einzumischen. Andere wiederum halten die Nominierung eines Law-and-Order-Kandidaten für inakzeptabel.

Mehr noch als Pásztors Anti-Roma-Haltung sei es die charakterlose Wahlkampagne der Demokratischen Koalition gewesen, die den Journalisten und Menschenrechtsaktivisten István Hell zum Austritt aus der Partei von Ferenc Gyurcsánys veranlasst habe. Entsprechend äußert er sich in seiner auf HVG.hu veröffentlichten Rücktrittserklärung. Hells Geschichte sei nur eine in einer langen Kette kritischer Äußerungen gegen die Entscheidung von MSZP und DK, den ehemaligen Polizeichef von Miskolc in seinem Kampf um den Bürgermeisterposten zu unterstützen (vgl. BudaPost vom 5. Juli).

Auf Kettős Mérce, dem Blog der Neuen Linken, meint András Jámbor: Versuche, die Rechte durch die Nominierung von Pásztor mit ihren eigenen Waffen zu schlagen, seien zum Scheitern verurteilt, denn Fidesz und Jobbik seien einfach besser und authentischer im Bereich der Rechts- und Ordnungspolitik. Der Blogger prangert Pásztors rassistische Kommentare von 2009 und die nun erfolgten missglückten Versuche der Richtigstellung als verantwortungslos an. Ein heikles Thema wie die Kriminalitätsrate unter Roma aufzugreifen sei kein Wert per se und kulminiere, falls keine angemessenen Erklärungen und Lösungen vorgebracht würden, lediglich in gefährlichem, unverantwortlichem Politisieren.

Mit der Unterstützung eines ehemaligen Polizisten erweckten Sozialisten und DK den Eindruck, das Regieren einer ganzen Kommune sei lediglich eine Frage von Ordnung und Disziplin – und ebenso, dass eine bestimmte Minderheit innerhalb dieser Kommune mit besonderer Strenge behandelt werden sollte, schreibt Márton Gergely in Népszabadság. Seiner Meinung nach würde ein Kandidat, der in den Bereichen Führung und Disziplin und weniger beim Diskutieren und Kooperieren über Erfahrung verfüge, das demokratische Engagement der Oppositionsparteien diskreditieren.

„Wenn ich in Miskolc leben würde, würde ich für Pásztor stimmen“, bekennt Gyula Heygi in Népszava. Eine kontroverse Äußerung von vor fünf Jahren dürfe nicht eine ganze Karriere im Dienst der Gemeinschaft diskreditieren, argumentiert der linksgerichtete Autor. Dessen ungeachtet hält er die Tendenz für beklagenswert, dass in Budapest ansässige Politiker und Intellektuelle darüber entschieden, was die Menschen in Miskolc besser zu tun und zu lassen hätten. Eine Person und eine ganze Stadt aufgrund eines einzigen Satzes für rassistisch zu erklären sei ein viel größerer Irrtum, als denselben Satz von sich zu geben, notiert der Analyst.

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