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Ungarns „kalter Bürgerkrieg“

30. Aug. 2014

Ein Autor der politischen Mitte vergleicht den mit harten Bandagen geführten Streit zwischen dem regierungsnahen Lager und der Opposition in Ungarn mit den immer heftigeren kriegerischen Auseinandersetzungen im Gazastreifen und in der Ukraine. Frieden, so glaubt der Autor, ist ein ferner Traum.

„Wir müssen nicht nach Palästina oder gar in die benachbarte Ukraine reisen, um etwas von der Wirksamkeit und Absurdität des Hasses zu erfahren“, schreibt Béla Pomogáts in Népszava. Der altgediente Publizist und Literaturhistoriker versichert den Lesern der linken Tageszeitung, gemäß seinem Eindruck bediene sich das regierungsfreundliche Lager des Misstrauens und Hasses durchaus „eindrucksvoller“. Doch lässt er sie auch wissen, dass der Hass der vergangenen Jahrzehnte ungarischer Geschichte auf Gegenseitigkeit beruhe. Natürlich sei dies kein Krieg, doch sei die Psychologie des Konfliktes weitgehend mit ihm vergleichbar. Jegliche Meinung, die sich von derjenigen unserer Gruppe unterscheide, werde als feindselig angesehen und automatisch ohne weitere Prüfung zurückgewiesen.
Um die Dinge zusätzlich zu verschlimmern, würden Leute, die unsere eigenen Meinungen anzweifelten, sofort geächtet. Der Gegner sei „auszulöschen, seine oder ihre berufliche Glaubwürdigkeit zu zerstören, sie oder er muss zum Objekt bösartiger Verleumdungen werden“, konstatiert Pomogáts bitter. Diese Geisteshaltung beschränke sich nicht auf politische Gruppierungen, vielmehr habe sie auch Privatleben sowie literarische Kreise vergiftet. Frieden, glaubt der Autor, lasse sich erst in ferner Zukunft erreichen. Voraussetzung: Alle beteiligten Seiten würden in sich gehen und dabei bemerken, wie sinnlos und selbstzerstörerisch ein „kalter Bürgerkrieg“ sei.

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