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Jobbiks bescheidene Erwartungen

7. Oct. 2014

Ein Analyst des linken Spektrums merkt an, dass die rechtsradikale Partei im Vorfeld der Kommunalwahlen vom kommenden Sonntag moderate Töne anschlägt. Er vermutet, dass dies nicht nur eine taktische Waffe der Partei sei, sondern auch den Wandel ihres sozialen Hintergrunds widerspiegele.

Gábor Czene erinnert in Népszabadság daran, dass Jobbik aus den Parlamentswahlen vom Frühling als zweitstärkste Kraft hinter dem Fidesz hervorgegangen sei sowie in 130 (von über 3.000) kleinen Ortschaften sogar mehr Stimmen als die Regierungspartei habe erlangen können. Jedoch erwarte sie von den Kommunalwahlen lediglich eine Bestätigung ihrer gegenwärtigen Position (mit zehn Bürgermeistern in kleinen Ortschaften sowie einem in einer Stadt mit über 10.000 Einwohnern – Anm. d. Red.). Czene glaubt, dass manche der Jobbik-Parolen darauf abzielten, Wähler des linken Spektrums zu überzeugen, und dass die erfolgte Hinwendung zu moderateren Tönen von den Parteiführern als erfolgreich erachtet werde. Rassistisches sei faktisch aus der Jobbik-Rhetorik verschwunden. Ihre Bürgermeisterkandidaten hätten extrem unterschiedliche Gesinnungen. In Győr etwa sei ihr Mann im SS-T-Shirt fotografiert worden, während der Jobbik-Kandidat in Paks einen Roma-Hintergrund aufweise und derjenige in Miskolc über jüdische Vorfahren verfüge – „eine Entwicklung, die nicht unterschätzt werden sollte“, meint der Autor. Zwar hätten Umfragen aufgezeigt, dass Jobbik-Anhänger erheblich stärker Roma feindlich eingestellt seien als der Durchschnitt, doch habe sich ihr Rassismus abgeschwächt, wohl aufgrund der gemäßigteren Rhetorik der Parteiführer. Abschließend zitiert Czene Soziologen, laut denen sich die Zusammensetzung der Jobbik-Klientel verändert habe: Rekrutierte die Partei ihre Anhänger anfangs unter den Niedrigverdienern und Arbeitslosen ohne Jobperspektive, handele es sich bei den typischen Jobbik-Wähler heutzutage um gebildete Leute mit einem Einkommen über dem Durchschnitt, die aber um den Verlust ihres Status fürchteten.

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