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Rechte Stimme zu den Herbstprotesten

20. Nov. 2014

Einer der prominentesten Kommentatoren des regierungsfreundlichen Lagers rät dem Kabinett zu einer „klugen“ Vorgehensweise, um den Unmut nicht weiter um sich greifen zu lassen. Gleichzeitig bezeichnet er die offen kritische Haltung des Chargé d’affaires (Geschäftsträger) der US-Botschaft in Budapest als „ohne Beispiel“.

US-Geschäftsträger André Goodfriend treibe es mit seinen kritische Haltung sogar noch weiter als dereinst „sein berühmter Vorgänger“, der mittlerweile verstorbene Mark Palmer, schreibt Szabolcs Szerető in Magyar Nemzet. (Palmer hatte als amerikanischer Botschafter in Budapest während der Wendezeit 1989/90 die ungarischen Liberalen aktiv unterstützt – Anm. d. Red.) Unter Verweis auf die Anwesenheit Goodfriends bei einer Abendgesellschaft führender linksliberaler Intellektueller argwöhnt der Autor, der Chargé d’affaires mutiere allmählich zum „Star von regierungskritischen Bewegungen“. Er mag ein wandelndes Pulverfass sein, doch sei das Ziel Washingtons klar: Wenn es keine Chance für einen Sturz der Orbán-Regierung gebe, dann gelte Destabilisierung als die Methode, um politische Korrekturen, Verzögerungen bei der Öffnung gen Osten, eine Schwächung der russischen Verbindungen sowie die Durchsetzung amerikanischer Interessen zu verwirklichen.
Allerdings macht Szerető auch darauf aufmerksam, dass eine „amerikanische Verschwörung“ keineswegs die wiederholten Massendemonstrationen der vergangenen Wochen mit Zehntausenden von neuen Akteuren hätte auslösen können – Akteuren, „die auch für die wiederholt geschlagene linke Opposition eine massive Bedrohung darstellen“. (Zu linksliberalen Bedenken angesichts der Haltung der Demonstranten siehe BudaPost vom 19. November.) Ob die Protestwelle abebben oder aber sich zumindest nicht ausbreiten und weitere soziale Gruppen erreichen werde, dürfte nach Ansicht Szeretős „von der Klugheit der Regierung abhängen“.

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