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Ungarisches Echo auf Mord an Boris Nemzow

3. Mar. 2015

Die führende linksorientierte Tageszeitung ist der Ansicht, dass der russische Oppositionspolitiker wegen seiner kritischen Haltung gegenüber dem Kreml ermordet wurde. Gleichzeitig bezichtigt sie Ministerpräsident Orbán, er halte die illiberale Demokratie Putins für vorbildhaft. Konservative Kolumnisten wiederum spekulieren, dass Putin kein Interesse an der Ermordung Nemzows gehabt habe, da dessen Tod vom Anti-Putin-Lager ausgeschlachtet werde.

Népszabadság vermutet, dass Boris Nemzow wegen seiner Kritik an der Herrschaft Putins ermordet wurde. Die Opposition sei eine leidenschaftliche Kritikerin der antidemokratischen Maßnahmen Putins, der Korruption sowie des Ukraine-Krieges, schreibt die linksorientierte Tageszeitung in ihrem Leitartikel. Nemzow habe neue Beweise zur direkten Beteiligung des Kreml am Krieg in der Ukraine vorlegen wollen, unterstreicht Népszabadság. Ungeachtet der Tatsache, dass Ministerpräsident Orbán kondoliert habe, betrachte er Putins „korruptes und aggressives Russland, in dem Oppositionspolitiker mit Kugeln zum Schweigen gebracht werden, nach wie vor als eine erfolgreiche illiberale Demokratie, die man sich zum Vorbild nehmen sollte“, ätzt Népszabadság.

In Magyar Hírlap schreibt Gyula T. Máté, dass die Putin-Kritiker die Gelegenheit nutzen würden, zur Rechtfertigung ihrer antirussischen Politik den Mordanschlag dem Kreml in die Schuhe zu schieben. Unwahrscheinlich sei jedoch, dass Putin den Mord an Nemzow in Auftrag gegeben habe, denn es sei klar, dass der Mord von den Feinden und Kritikern Putins ausgeschlachtet werde, spekuliert der Autor und ergänzt: Der Mord an Nemzow könnte sich auch leicht mit unpolitischen Motiven begründen lassen, darunter rasende Eifersucht (die Freundin Nemzows war die Partnerin eines Oligarchen).

Auch Gábor Stier von Magyar Nemzet glaubt, dass Präsident Putin niemals den schweren Fehler begehen würde, einen entschiedenen Gegner in spektakulärer Manier umbringen zu lassen. Da Nemzow ein Berater antirussisch eingestellter ukrainischer Persönlichkeiten gewesen sei, spekuliert der Autor, hätten prorussische Separatisten ihn problemlos für einen Verräter halten können.

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