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Kein Ende der Migrationskrise

16. Sep. 2015

Nachdem Ungarn seine Südgrenze zu Serbien für illegale Migranten geschlossen und gleichzeitig angeboten hat, deren Asylanträge an einem speziellen Kontrollpunkt entgegenzunehmen, fürchten Kommentatoren, dass dies nicht das Ende der Migrationskrise sein werde.

Selbst wenn es Ungarn gelingen sollte, den Flüchtlingsstrom in Richtung anderer Länder umzuleiten, werde die Europäische Union weiter unter Druck bleiben, heißt es im Leitartikel auf der Titelseite von Népszabadság. Jene, die glaubten, die Krise sei durch eine Umlenkung der Flüchtlinge nach Slowenien zu bannen, würden bitter enttäuscht werden, heißt es weiter. Ohne eine gemeinsame Lösung riskiere die Europäische Union, in einzelne Nationalstaaten auseinanderzufallen, prophezeit die führende linke Tageszeitung.

Die Wiedereinführung von Grenzkontrollen innerhalb der Europäischen Union bedrohe mit der Freizügigkeit der Europäer innerhalb der Union eine der grundlegendsten Errungenschaften der europäischen Integration, warnt Levente Sitkei in Magyar Idők. Durch die Verteidigung seiner Außengrenze verteidige Ungarn auch das Schengen-System, argumentiert der Autor. Da immer mehr westliche Staaten an ihren Grenzen erneut Kontrollen einführen würden, stelle sich die Frage, ob Schengen nur der Anflug oder der Ausdruck eines Ideals sei, an das alle Europäer glaubten.

In Magyar Nemzet kritisiert Gábor Stier die Europäische Union dafür, sich in Schuldzuweisungen zu ergehen, während „das Haus in Flammen steht“. Er fordert die europäischen Entscheidungsträger auf, das wahre Problem anzugehen, indem man die Außengrenzen der Union sichere, die Aufnahme wirklicher Flüchtlinge organisiere und, was noch viel schwieriger sei, das Grundübel anzupacken: die Krisen im Irak und in Syrien – „bevor es zu spät ist“, ergänzt der Autor in warnendem Ton.

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