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Árpád Göncz 93-jährig gestorben

8. Oct. 2015

Kommentatoren eines breiten politischen Spektrums würdigen den ehemaligen ungarischen Staatspräsidenten Árpád Göncz, der am Dienstag im Alter von 93 Jahren in Budapest gestorben war. Wie auch zahlreiche Spitzenpolitiker, die sich unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit anerkennend über sein politisches und künstlerisches Schaffen äußerten, loben Analysten Göncz als einen herausragenden Akteur in der Übergangszeit zur Demokratie.

Népszabadság präsentiert ein die gesamte Titelseite füllendes Foto von Árpád Göncz. Dabei wird nicht einmal Platz für den sonst dort zu lesenden Leitartikel gelassen. In einem ganzseitigen Beitrag im Innenteil des Blattes erinnert Sándor Révész daran, dass sich der liberale Staatsmann in den ersten vier Jahren seiner Amtszeit von 1990 bis 1995 immer wieder an der konservativen Regierung gerieben habe. Als dann 1995 eine linksliberale Regierung an die Macht gekommen sei, habe sich der bereits alternde Präsident deren Maßnahmen nicht widersetzt, obgleich dies gelegentlich besser gewesen wäre, notiert Révész.

Auf HVG online äußert sich Gáspár Miklós Tamás. Der mittlerweile zum Marxisten mutierte Denker gehörte einst gemeinsam mit Göncz zu den Gründern der liberalen Allianz freier Demokraten (SZDSZ). Tamás schreibt, Göncz’ Tod erinnere ihn an das, was er als den Tod der Demokratie, wie sie ihn sich 1989 vorgestellt hätten, bezeichnet. Obgleich Letzterer „bereits vor Jahren eingetreten ist“. Tamás bestreitet die These, dass der äußerst beliebte Göncz „jedermanns Präsident“ gewesen sei. Nein, fährt der Philosoph fort, er sei nicht der Präsident von „Neo-Horthyisten“ gewesen, also derjenigen, die historischen Vorbildern aus der Geschichte der ungarischen Zwischenkriegszeit huldigten.

Auch Balázs Ablonczy sieht Göncz als fest auf der linksliberalen Seite des politisch und kulturell gespaltenen Landes verankert. Dennoch lobt Ablonczy Göncz auf Válasz für die Fähigkeit, seine „Wohlfühlzone” auch mal zu verlassen und an der Enthüllung eines Turul-Denkmals in Tatabánya teilzunehmen. (Die größte Vogelstatue in Europa repräsentiert den Totem der Ur-Ungarn. Das Denkmal war 1992 wiedererrichtet worden – Anm. d. Red.) Zudem sei Göncz der Bitte um Mitarbeit in dem Gremium nachgekommen, das sich mit dem Bau eines Denkmals für Pál Teleki beschäftigte. (Teleki war entschiedener Antisemit. Der Ministerpräsident der Vorkriegszeit beging 1941 Selbstmord, als Ungarn Nazi-Truppen gestattete, zwecks Angriff auf Jugoslawien ungarisches Gebiet zu durchqueren – Anm. d. Red.)

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