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Budapester Taxichauffeure fordern Uber-Verbot

20. Jan. 2016

Am Montag haben Taxifahrer eine der wichtigsten Kreuzungen der Budapester Innenstadt teilweise blockiert. Mit ihrer Aktion protestierten die Chauffeure gegen das Internet-Konkurrenzunternehmen Uber. Ergebnis der Teilblockade: Wütende Autofahrer und wenig Beifall seitens der Kommentatoren.

„Auf den ersten Blick haben die Taxifahrer recht“, konstatiert der Analyst Róbert Friss von Népszava und erinnert daran, dass sich Taxichauffeure und Taxiunternehmen an 2013 von der Budapester Stadtverwaltung erlassene strenge und kostspielige Vorschriften halten müssten. (Dazu gehören das gelbe Outfit sämtlicher Taxis, ein mobiles Kreditkartenlesegerät sowie ein vorgeschriebener technischer Zustand des Fahrzeugs. Zudem ist der Wettbewerb aufgrund festgesetzter Tarife eingeschränkt. Offenbar müssen sich die im Dienste von Uber stehenden Fahrer auf Abruf an keine dieser Regularien halten. Bei Uber handelt es sich bekanntlich um ein erfolgreiches, international aber höchst umstrittenes System, das auf der Grundlage einer Mobiltelefonapp Transportdienstleistungen anbietet – Anm. d. Red.) Népszava – gewöhnlich stolz auf ihr sozialdemokratisches Erbe – bezeichnet die protestierenden Taxifahrer als ewig Gestrige der Neuzeit, „die den wettbewerbs- und marktfeindlichen Staat dazu auffordern, jeden neuen Keim des Kapitalismus zu verbieten, der doch stattdessen eher fruchtbar gemacht werden sollte“.

Auf Index, einem der größten ungarischen Nachrichtenportale, verspottet Márton Kárpáti die Taxichauffeure, weil sie sich für schärfere und mit einem größeren bürokratischen Aufwand bestückte Vorschriften sowie feste Preise einsetzen würden, anstatt sich an die Marktbedingungen anzupassen. Index hielte es für das Beste, wenn jeder frei über angebotene und genutzte Dienstleistungen entscheiden könnte. Folglich sollte es normale Taxis in technisch hervorragendem Zustand geben, mit festgesetzten Tarifen und formell gekleideten Fahrern. Sie sollten nicht mit massiver Bürokratie gequält werden. Und falls sich jemand für eine Tour mit ihnen entscheiden sollte, dann sei es eben so. Und es sollte alternative Lösungen wie Uber geben, mit etwas vielgestaltigeren Autos, mit etwas weniger geübten Fahrern und auch etwas günstigeren Tarifen.

Dem kann András Jámbor nicht beipflichten. Auf Kettős Mérce, einem der führenden Meinungsportale des Landes, konstatiert Jámbor, dass das Problem vielschichtiger sei, als die meisten Zeitungsredakteure uns weismachen wollten: Man könne einen Markt nicht frei nennen, wenn jemand viel Geld für das Anbieten einer Dienstleistung zu zahlen habe – etwa für eine Taxifahrerprüfung, für das Gelb-Lackieren des Autos usw. –, während andere gar nichts berappen würden. Zu verlangen, die Taxichauffeure sollten mit ihrem Gejammer aufhören und sich als Uber-Fahrer anstellen lassen, sei unbillig, da dies nämlich einer Aufgabe aller ihrer Investitionen gleichkäme, erläutert Jámbor. Darüber hinaus müsse zwischen Taxifahrern und Taxiunternehmen unterschieden werden. (Letztere hatten sich zu ihrem eigenen Vorteil für die strengeren Vorschriften eingesetzt – Anm. d. Red.) Schließlich verweist Jámbor auch auf diejenigen Politiker, die diese strengeren Vorschriften erlassen hätten und die für die aktuelle Situation verantwortlich seien.

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