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Lehrerdemonstration weiter im Fokus

16. Feb. 2016

Kommentatoren sowohl aus dem linken als auch dem rechten Spektrum beschäftigen sich mit den umfassenderen Folgen des Lehreraufmarsches gegen die zentralisierte Bildungsverwaltung.

Die Zentralisierung der Bildung zeige, dass Ministerpräsident Orbán alle Lebensbereiche in Ungarn dominieren wolle und keinen Widerspruch dulde, meint Ervin Tamás in Népszabadság. Auch wenn die Lehrer eine quantitativ stärkere Beteiligung von Bildungsexperten an den Rundtischgesprächen über schulische Probleme erreicht hätten, werde die Orbán-Regierung die von ihr in Gang gesetzte Reform kaum rückgängig machen, merkt der Kommentator aus dem linken Spektrum an. (Laut Index.hu äußerte Ministerpräsident Orbán am Samstag bei einer nicht öffentlichen Veranstaltung mit Parlamentariern seiner Fidesz-Partei, dass die gegenwärtige zentralisierte Bildungsverwaltung nicht vor 2018 verändert werden könne – Anm. d. Red.)

Die Kundgebung der Lehrer habe sich zu einem generellen Protest gegen die Regierung entwickelt, schreibt Szabolcs Szerető in Magyar Nemzet. Für den konservativen Kolumnisten ist Bildung unter der Fidesz-Regierung viel zu stark zentralisiert und überbordend bürokratisch geworden, jedoch würden Kritiker die Probleme entlang ideologischer Linien auch aufbauschen. Auch wenn sich die Regierung uneinsichtig zeige und die unzufriedenen Lehrer ebenfalls kaum zurückweichen würden, bestehe in Bildungsfragen noch immer eine gewisse Chance auf einen konstruktiven Streit samt Kompromiss, schreibt Szerető abschließend.

In Magyar Hírlap weist Zsolt Bayer die Beschwerde seitens der Lehrer zurück, wonach sie selbst wie auch die Schüler überlastet seien und zu viel Zeit in Klassenräumen verbringen müssten. Der für seine oft höchst eigensinnigen Kommentare bekannte Kolumnist hält die Forderungen und Argumente der Lehrer für ein gutes Beispiel lascher liberaler Political Correctness. Bayer hält es für eigenartig, dass vieler derjenigen Mittelklasse-Eltern, die den gegenwärtigen Lehrplan als zu anspruchsvoll empfänden, ihre Kinder auf ausländische Privatschulen schicken würden, wo sie Uniformen zu tragen und sogar noch mehr zu lernen hätten. Im Hinblick auf die weiterreichenden Folgen der Demonstrationen ist Bayer überzeugt, dass sie die Orbán-Regierung nicht aus dem Sattel werfen werden.

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