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Oscar für Son of Saul

2. Mar. 2016

In der Nacht von Sonntag auf Montag gewann das sich mit der Holocaust-Thematik auseinandersetzende ungarische Filmdrama Saul fia (internationaler Titel: Son of Saul) den Oscar für den besten nicht englischsprachigen Film. Vor dem Hintergrund dieses Erfolgs bieten Kommentatoren ganz unterschiedliche Interpretationen des unter der Regie von László Nemes Jeles entstandenen Spielfilms. Einigkeit herrscht allerdings darin, dass es sich bei Saul fia um ein bedeutendes Kunstwerk handele.

Wie andere wichtige Kunstwerke vermittle auch Saul fia seinen Zuschauern allgemeingültige Botschaften, schreibt Károly Kelen in Népszabadság. Für den Kolumnisten aus dem linken Spektrum lautet die wichtigste Aussage des Films, dass man auch in den dunkelsten Zeiten menschlich bleiben könne. Dass das heutige ungarische Publikum an die Bedeutung universeller Werte der Menschlichkeit erinnert werde, geschehe angesichts der aktuellen Migrationskrise gerade zum richtigen Zeitpunkt, urteilt Kelen.

Saul fia sei kein Holocaust-Film. Diese Ansicht vertritt János Csontos in Magyar Idők. Gemäß der Interpretation des konservativen Analysten nutzt der Film die Metapher des Holocaust für den Nachweis, inwiefern Menschen unter unmenschlichen Umständen versuchen würden, im Einklang mit ungeschriebenen moralischen Normen zu handeln. So sei jeder Versuch, sich den Film anzueignen und für politische Zwecke zu nutzen, den Intentionen Jeles’ fremd, behauptet Csontos. Der Erfolg des Films sollte alle Ungarn stolz machen, notiert der Autor abschließend.

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