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Befragung zum Antisemitismus in Ungarn

23. Apr. 2016

In einem Kommentar zu den Ergebnissen einer neuen Umfrage über antisemitische und fremdenfeindliche Einstellungen der Ungarn erklärt ein Kolumnist der politischen Mitte, dass weite Teile der Bevölkerung Minderheiten ganz allgemein, anstatt Juden im Besonderen kritisch betrachten würden.

Das Meinungsforschungsinstitut Medián veröffentlichte am Mittwoch eine neue Untersuchung zum Thema Antisemitismus und Fremdenhass in Ungarn. Die Demoskopen kamen unter anderem zu dem Ergebnis, dass wenige Ungarn auf Juden bezogene Nachrichten verfolgen würden, aber 23 Prozent der Bevölkerung antisemitisch geprägt seien. Weitere zwölf Prozent hätten eine Neigung, antijüdischen Stereotypen Glauben zu schenken, ohne selbst negative Gefühle gegenüber Juden zu hegen. Die meisten Vertreter beider Denkmuster finden sich laut Umfrage unter Jobbik-Wählern (59 Prozent), gefolgt von Fidesz- (41 Prozent) sowie MSZP-Anhängern (24 Prozent). Der Medián-Bericht betont, dass es sich beim Antisemitismus um eine Erscheinungsform umfassenderer Vorurteile handele. Antijüdische Einstellungen seien weniger stark ausgeprägt als die Voreingenommenheit gegenüber anderen Gruppen. Personen mit antisemitischen Überzeugungen lehnten auch andere ethnische Minderheiten, Homosexuelle und sogar Skinheads ab. Migranten würden dabei am vehementesten zurückgewiesen: 78 Prozent der Befragten würden keinen Migranten zum Nachbarn haben wollen. Gemessen am Grad der von Medián festgestellten Ablehnung folgten Skinheads (74 Prozent), Araber (71 Prozent), Roma (68 Prozent), Homosexuelle (57 Prozent) Rumänen (49 Prozent), Juden (31 Prozent) sowie Magyaren aus Siebenbürgen (23 Prozent).

Für Albert Gazda ist es eine eigentümlich Tatsache, dass antisemitische Einstellungen schwächer ausgeprägt seien als Vorurteile gegenüber anderen Gruppen. Angesichts des Umstandes, dass rund ein Viertel der Befragten lieber keinen Magyaren aus Siebenbürgen oder Amerikaner als Nachbarn haben würden bzw. 74 Prozent Skinheads nicht mögen, seien die 31 Prozent Ablehnung von Juden vergleichsweise nicht sehr viel, notiert Gazda in Magyar Nemzet. Zudem sei überraschend, dass 41 Prozent der Jobbik-Anhänger nicht einmal mäßig antisemitisch eingestellt seien, es jedoch 18 Prozent Antisemiten unter den Wählern sowohl der Demokratischen Koalition als auch der LMP geben würde.

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