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Gesundheitswesen: Lohnerhöhungsofferte zurückgewiesen

19. Apr. 2016

Nachdem Gewerkschaften der im Gesundheitsdienst Beschäftigten das Gehaltserhöhungsangebot der Regierung zurückgewiesen haben, spricht sich eine im Sektor tätige Managerin für die Rationalisierung von Diensten sowie die Abschaffung des sogenannten „Dankesgeldes“ aus.

In der vergangenen Woche haben die im Gesundheitswesen tätigen Gewerkschaften das Lohnangebot der Regierung zurückgewiesen. Demnach hätten die Gehälter für Ärzte um monatlich 150.000 Forint (umgerechnet gut 480 Euro) sowie das Salär aller Krankenschwestern und Pfleger um zehn Prozent angehoben werden sollen. Die Gewerkschaften betrachteten die angebotene Erhöhung für das Krankenhauspflegepersonal als zu gering und verlangen eine Steigerung von 20 bis 30 Prozent. Unterdessen berichtete Napi.hu, dass sich das Gesamtvolumen sämtlicher nicht beglichener Rechnungen staatlicher Krankenhäuser mittlerweile auf 47,8 Milliarden Forint (rund 154 Millionen Euro) summiert habe.

Die Probleme des Gesundheitssystems seien nicht an einer mangelnden Finanzausstattung festzumachen, schreibt Gabriella Lantos auf Index. Die CEO eines privaten Budapester Gesundheitszentrums verwirft die weit verbreitete Meinung, wonach es zu wenig praktizierende Ärzte gäbe. Auch wenn in den vergangenen zehn Jahren bis zu 10.000 Ärzte das Land verlassen hätten, kämen in Ungarn auf 1.000 Einwohner 3,2 Ärzte. Der Durchschnitt in den entwickelten Ländern liege bei 3,3. Auf der anderen Seite herrsche in der Tat ein Mangel an Schwestern. Dadurch stünde den Ärzten zu wenig Hilfe zur Verfügung, vermerkt Lantos. Weiterhin beklagt die Autorin, dass zu viele Krankenhäuser nicht in der Lage wären, qualitativ gute Leistungen anzubieten. Die Zuweisung von Geldern innerhalb des Gesundheitssektors stelle das strukturelle Hauptproblem dar. Die Grundgehälter der Ärzte seien gemessen an europäischen Standards sehr gering, doch könnten die Mediziner ihre Bezüge mittels einer Privatpraxis ergänzen, erläutert Lantos. Manche von ihnen (vor allem Chirurgen und andere Spezialisten) verdienten mit Hilfe des in ungarischen Krankenhäusern üblichen „Dankesgelds“ erhebliche Summen. Da Patienten, die eine längere Zeit im Krankenhaus verbringen würden, auch höhere Dankesgeldbeträge zahlten, existiere für die Ärzte kein Anreiz, den vom Steuerzahler finanzierten Dienst zu rationalisieren, kritisiert Lantos. Sie schätzt, dass bei einer Reformierung des derzeit verschwenderischen und unfairen Systems Ärzten eine 35-prozentige Gehaltserhöhung angeboten werden könnte, ohne das Gesamtbudget im Gesundheitswesen erhöhen zu müssen.

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