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Sergej Lawrow in Budapest

27. May. 2016

Nach Einschätzung eines linksorientierten Kommentators war die Budapest-Visite von Lawrow Teil russischer Bestrebungen, einen Keil zwischen die Europäische Union und die Nato zu treiben. Ein Kollege aus dem regierungsfreundlichen Lager dagegen konstatiert, dass Ungarn ein ureigenes Interesse an der Entwicklung der bilateralen Handelsbeziehungen habe.

Róbert Friss betrachtet den Besuch Sergej Lawrows als Teil der systematischen Bemühungen Moskaus, die nach der Annektion der Krim seitens der Europäischen Union gegen Russland verhängten Handelssanktionen aufzuweichen. In Népszava schreibt Friss, die Verdrossenheit sei gegenseitig: Die Russen fürchteten die Einkreisung durch Nato-Verbündete, während die Europäer den russischen Wunsch wittern würden, ihre Beziehungen zur Nato im Austausch für gute Beziehungen zu lockern. Budapest dürfe diese westlichen Bedenken nicht ignorieren, warnt der Autor und zitiert Bismarcks berühmte Worte: „Russland ist nie so stark, wie es scheint, aber auch niemals so schwach.“ Gleiches gelte für die Union und für die atlantische Solidarität, konstatiert Friss.

In Magyar Hírlap dagegen weist Gyula T. Máté darauf hin, dass Russland seit jeher ein wichtiger Markt für hiesige Agrarprodukte gewesen sei und die Sanktionen ungarischen Bauern empfindliche Verluste bescheren würden. Unterdessen sei die Ukraine nicht demokratischer geworden und werde von den gleichen Oligarchen beherrscht wie zuvor. Die Krim habe sich für eine Loslösung von der Ukraine entschieden, fährt Máté fort und bedauert, dass, während eine ähnliche Entscheidung im Kosovo vom Westen unterstützt worden sei, er dieses Mal mit Sanktionen reagiert habe. Russland gehöre zu Europa und eine „Öffnung gen Osten“ wäre eine Chance, die die EU in ihrem Wettbewerb mit den Vereinigten Staaten ergreifen sollte, empfiehlt der Autor. „Die Europäische Union wird mit Russland stärker sein“, ist Máté überzeugt.

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