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Analysen zum Ende von Népszabadság

11. Oct. 2016

Ein liberaler Autor übt heftige Kritik an der MSZP wegen ihres Anteils am Schicksal der führenden Tageszeitung des linken Spektrums, die am Samstag vom Eigentümer Mediaworks geschlossen worden war. Ein gemäßigter Analyst wiederum weist die Ansicht zurück, dass die Geschehnisse das Ende der Pressefreiheit in Ungarn ankündigen würden.

Auf HVG (online) erinnert András Hont daran, dass Népszabadság an Mediaworks verkauft worden sei, weil die Kartellbehörde die Fusion ihres Voreigentümers (Ringier aus der Schweiz) mit einem deutschen, international tätigen Medienunternehmen und Inhaber mehrerer regionaler Zeitungen (Springer) blockiert hatte. Nunmehr habe Mediaworks ein ähnliches regionales Portfolio erworben, wogegen die Behörden keine Einwände vorgebracht hätten. Gleichzeitig habe die Sozialistische Partei über ihre Stiftung ein Vetorecht bei Népszabadság besessen, dieses jedoch aufgegeben. Sozialistische Spitzenpolitiker seien nämlich von einem Sieg bei den nächsten Wahlen ausgegangen, wodurch sie künftig den Ton hätten angeben können. „Auch sie interessieren sich nicht für eine unabhängige Berichterstattung“, schäumt Hont und fügt hinzu, dass die Eigentümer bei den Verhandlungen von niemand anderem als dem früheren SPD-Vorsitzenden und Kanzler Gerhard Schröder vertreten worden seien. „So viel zur internationalen Linken“, meint Hont. Es habe schon groteske Züge, dass die Schließung der einstigen Tageszeitung der Kommunistischen Partei als ein „finsterer Meilenstein“ auf der Straße bezeichnet werden müsse, die zur kompletten Verkümmerung der Pressefreiheit in Ungarn führe.

In seinem Blog geißelt Gábor Török jene, die das Ende von Népszabadság auch als Ende der Pressefreiheit in Ungarn interpretieren. Er erinnert sie daran, dass derlei Klagen in den vergangenen sechs Jahren immer wieder zu vernehmen gewesen seien. Török stimmt denjenigen Kritikern zu, die keine Zweifel an politischen Motiven hinter den Geschehnissen hegen, doch hält er einen Vergleich mit der Situation in Ländern für absurd, in denen Journalisten eingesperrt oder sogar getötet werden. Ebenso hält er Vorwürfe für unbegründet, wonach die regierenden Kräfte kommunistische Gepflogenheiten wieder einführen würden. Vor 1990, erinnert Török, hätten unabhängige Gedanken lediglich in illegalen Publikationen ausgedrückt werden können, wohingegen es den Menschen in unseren Tagen freistehe, ihre Ideen im Internet sowie gedruckt zu veröffentlichen. In einer Diktatur lasse sich ziemlich wenig ausrichten, wenn jemand unzufrieden sei. In einer Demokratie könnten die Menschen die regierenden Kräfte aus dem Amt wählen – falls sie das wollten, meint Török abschließend.

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