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Orbáns Babyboom-Plan

27. May. 2017

Kommentatoren streiten über die von Ministerpräsident Viktor Orbán geplanten Maßnahmen, die den in Ungarn herrschenden Bevölkerungsrückgang innerhalb des nächsten Jahrzehnts umkehren sollen.

Am Donnerstag, kurz vor seiner Abreise zum Nato-Gipfel in Brüssel, hat der Regierungschef einen Plan bekanntgegeben, der die finanzielle Belastung durch Hypotheken für Familien mit drei und mehr Kindern sowie durch Studentenkredite für Frauen mit zwei oder mehr Kindern lindern soll. Mit Hilfe dieser Maßnahmen soll die Geburtenrate von gegenwärtig 1,5 Kindern pro Frau auf 2,1 Kinder im Jahr 2030 erhöht werden.

In Népszava bezeichnet György Sebes die Absicht der Regierung, sich neben „der Umgestaltung von fast allem nach ihren Vorstellungen“ nun auch noch intensiver in das Leben ungarischer Familien einmischen zu wollen, als beunruhigend. Dem altgedienten Kommentator geht es aber vor allem um die Lebensdauer, die die Regierung offenkundig für sich selbst noch einplant: Das Timing, das für den am Donnerstag verkündeten Bevölkerungszuwachs vorgesehen sei, deute darauf hin, dass die Regierung mindestens noch für weitere dreizehn Jahre im Amt zu bleiben gedenke, notiert Sebes.

Sándor Faggyas von der Tageszeitung Magyar Hírlap weist den Gedanken vehement zurück, wonach sich die Regierung „nicht um das Geschehen in familiären Schlafzimmern kümmern sollte“. Aufgrund der niedrigen Geburtenrate habe die ungarische Bevölkerung in den zurückliegenden vier Jahrzehnten um über eine Million Menschen abgenommen. Das bedeute, dass die Ungarn als Nation eines Tages ausradiert würden, sollte sich dieser Trend fortsetzen. Der Autor lobt die Regierung dafür, dass sie sich „dem vorherrschenden Wind“ entgegenstelle und an einer Umkehrung der negativen Bevölkerungsentwicklung arbeite, anstatt junge Leute mit unterschiedlichen ethnischen und kulturellen Bindungen zu importieren. Sollte das ungarische Modell erfolgreich sein, könnte es für den Rest des alternden Kontinents Europa zum Vorbild werden. In diesem Fall „könnte der vorherrschende Wind seine Richtung ändern“, resümiert Faggyas.

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