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Katholischer Bischof gegen künstliche Befruchtung

26. Aug. 2017

Zwei praktizierende Katholiken kritisieren in ihren Kommentaren den Vorsitzenden der Katholischen Bischofskonferenz mit scharfen Worten, weil dieser die sogenannte In-vitro-Fertilisation und deren finanzielle Unterstützung seitens des Staates als eine Sünde bezeichnet hatte.

In einer Predigt anlässlich des ungarischen Nationalfeiertages am 20. August sowie in einem folgenden Interview mit Magyar Nemzet hatte Bischof András Veres die künstliche Befruchtung als sündhaftes Tun eingestuft. Der Vorsitzende der ungarischen Katholischen Bischofskonferenz erklärte dazu, laut Katechismus seiner Kirche sollte die Empfängnis auf natürlichem Wege und innerhalb einer Familie erfolgen. Bischof Veres fügte hinzu, es sei auch eine Sünde, bei dem Prozess entstehende nicht genutzte Föten zu töten. Regierungen, die die In-vitro-Fertilisation finanziell unterstützten, würden gegen christliche Werte handeln und auf christlichen Prinzipien gründende Gesellschaften zerstören, fuhr der hohe katholische Würdenträger fort. Die christliche Kirche unterstütze die Adoption, die „eine die Empfängnis verhindernde innere Barriere beseitigt“. Zudem würden, so Veres, unfruchtbare Ehepaare mit einem adoptierten Kind oftmals innerhalb von ein paar Jahren eigenen Nachwuchs zeugen.
Die im Ministerium für Humanressourcen für Familie und Jugend zuständige Staatssekretärin Katalin Nóvak kündigte unterdessen an, dass die Regierung die Zuschüsse für Familien erhöhen werde, die an Programmen zur künstlichen Befruchtung teilnehmen. Sie fügte hinzu, dass Paare in diesen Programmen nicht verurteilt oder kritisiert werden sollten.

In Magyar Nemzet bezeichnet Zsombor György die Äußerungen von Bischof Veres als „höchst unglücklich“, selbst wenn sie im Einklang mit der katholischen Dogmatik stünden. Der konservative Kolumnist – selbst Katholik – äußert die Befürchtung, dass die doktrinären Formulierungen des Bischofs junge Leute noch weiter von der Katholischen Kirche entfremden könnten. Vielmehr sollte die Kirche moderne Befruchtungsmethoden unterstützen, solange sie nicht zur Zerstörung von Föten führen würden, empfiehlt Zsombor. (Das Töten eines Fötus ist für Katholiken gleichbedeutend mit Mord – Anm. d. Red.)

Noémi Kiss wirft Bischof Veres eine Beleidigung von Frauen, darunter auch Katholikinnen, vor, wenn er die In-vitro-Fertilisation als religiöse Sünde bezeichnet. In Heti Világgazdaság erläutert die gläubige Katholikin, dass sie ihre eigene Entscheidung zur Beteiligung am Programm der künstlichen Befruchtung als ein Geschenk Gottes betrachte. Das Argument, wonach unterentwickelte befruchtete Eizellen (Zygoten) als menschliche Wesen zu betrachten seien, verwirft die Autorin. Schlussfolgernd vertritt Kiss die Ansicht, dass die Worte des Bischofs den Kummer unfruchtbarer Katholiken zusätzlich vertiefen würden. Jesus, so ihre tiefe Überzeugung, hätte nichts gegen eine künstliche Befruchtung einzuwenden gehabt.

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