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Der ungarische Weinstein

26. Oct. 2017

Magyar Nemzet ermutigt Opfer sexuellen Missbrauchs seitens der Mächtigen, sich aus der Deckung zu wagen. Dadurch könnten mögliche künftige Leidtragende vor Traumata bewahrt werden, die die Frauen einmal selbst durchlitten hätten.

In seinem Leitartikel für Magyar Nemzet würdigt Dávid Lakner die Courage der Schauspielerin Lilla Sárosdi, die vor dem Hintergrund des Weinstein-Skandals ihr eigenes vor zwei Jahrzehnten erlittenes Martyrium mit dem Theaterregisseur László Marton öffentlich gemacht hatte. (Marton hatte Sárosdi ursprünglich mit einer Klage gedroht. Doch dann meldeten sich sieben weitere Frauen mit ähnlich gelagerten Erfahrungen, woraufhin Martons Anwalt ihn von diesem Schritt abriet – Anm. d. Red.) Lakner erkennt Martons Verdienste als Theaterregisseur an, meint jedoch, dass es darum nicht ginge. Er ruft eines der zahlreichen von Marton gegebenen Fernsehinterviews in Erinnerung und entlarvt damit die Scheinheiligkeit seiner Worte. (Marton hatte geäußert, wie leicht es ihm stets gefallen sei, dem Pfad von Anstand und bürgerlichen Werten zu folgen – Anm. d. Red.) Lakner kritisiert scharf all jene, die die Frage aufwerfen, warum Sárosdi – seinerzeit keine 20 Jahre alt – Vier-Augen-Situationen zugelassen und ihr Trauma erst Jahrzehnte später öffentlich gemacht habe. Frauen sollten sich nicht entmutigen lassen, ähnliche Missbrauchsfälle zu offenbaren. Besser spät als nie, so Lakner, denn potenzielle Täter müssten wissen, dass sie ihre Immunität nicht als gegeben hinnehmen könnten.

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