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Linker Außenseiter warnt vor Bündnis mit Jobbik

6. Dec. 2017

In prächtigen Farben malt ein bekannter marxistischer Philosoph das Gemälde vom Aufstieg der Rechten und dem Niedergang der Linken samt des Liberalismus. Dabei argumentiert er entschieden gegen die Idee einer Allianz aus linken Parteien mit Jobbik als vermeintlich einziger Möglichkeit, die amtierende Regierung aus dem Amt zu wählen.

Gáspár Miklós Tamás äußert in seiner Kolumne für die Onlineausgabe von HVG die Ansicht, dass ein Sieg über die regierende Fidesz-Partei von vorrangiger strategischer Bedeutung für die Linke sei. Allerdings dürfe dies „nicht um jeden Preis“ geschehen – und ein Bündnis mit Jobbik wäre einfach zu teuer. Am erbärmlichen Zustand der ungarischen Linksparteien kann TGM, wie der Denker oft kurz genannt wird, nichts Besonderes erkennen. Seiner Meinung nach hat nämlich der von Leuten wie dem Briten Tony Blair, dem Deutschen Gerhard Schröder sowie anderen führenden sozialdemokratischen Spitzenpolitikern betriebene Schwenk Richtung politischer Mitte den linken Parteien ihrer wahren Mission beraubt. Als in der Folge das liberale Modell nach seinen glücklichsten Jahren in den 1990ern aufgehört habe zu funktionieren, seien neue Kräfte aufgetaucht, um die Unzufriedenheit in neue Bahnen zu lenken. Dabei habe es sich ausnahmslos um Rechte gehandelt. Deshalb sei Jobbik zweifellos die Oppositionspartei Nummer eins im heutigen Ungarn, erklärt Tamás.
Immerhin schließt er nicht aus, dass sich Jobbik-Chef Gábor Vona aus lauteren Motiven in Richtung Zentrum bewege. Allerdings würde die Linke einen unzumutbaren moralischen Fehler begehen, falls sie sich mit ihm verbünden sollte. Dies um so mehr, da der Sieg des Fidesz ohnehin nicht zu verhindern sei, weil sich linke Wähler vehement einer Stimmabgabe für Jobbik-Kandidaten verweigern würden – und umgekehrt. Das einzige Resultat eines Bündnisses mit Jobbik bestünde darin, dass die Linke sogar noch die Chance auf eine stimmige und kritisch Sprache verliere. „Und etwas anderes ist uns nicht geblieben“, resümiert TGM bitter.

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