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Regierungskritische Demo Nummer drei

10. May. 2018

In der Folge der jüngsten Protestkundgebung vor dem Parlamentsgebäude gehen regierungsfreundliche Kolumnisten davon aus, dass die spontanen Oppositionsdemos im Nachgang der Parlamentswahl abflauen werden. Ein Kommentator des linken Spektrums hingegen sieht in ihnen nach wie vor eine Alternative zur Parlamentspolitik.

In seiner Magyar Idők-Kolunne äußert sich Zsolt Bayer zur Zahl der Demonstranten, die sich am Dienstag vor dem Parlamentsgebäude versammelt hatten, und spricht von zwei- bis dreitausend Teilnehmern. Dabei habe es sich um „dieselben Personen gehandelt wie bei den zwei vorherigen Massenkundgebungen – nur weit weniger davon“. Und selbst sie seien rasch von einem plötzlich aufziehenden Gewittersturm hinweggefegt worden. „Der Regimewechsel wurde aufgrund des Sturms abgesagt – und wegen mangelnden Interesses“, so Bayer ironisch.

Gyula T. Máte bezeichnet die Serie von gegen die Regierung gerichteten Demonstrationen als „in zunehmendem Maße mitleiderregend“. Auf Pesti Srácok schreibt er: Das einzig verbliebene Bestreben bestehe darin, „eine polizeiliche Ohrfeige zu provozieren“ in der Hoffnung, „dass Soros, der Norwegische Fonds oder irgendjemand anderes Mitleid mit ihnen hat und ihnen ein paar Hundert Euro zuwirft“. Das Verhalten der Polizei sei jedoch vorbildlich gewesen, Zwischenfälle hätten sich nicht ereignet, betont der regierungsnahe Publizist.

Auf 24.hu gibt auch Zsolt Kerner zu, dass die Polizei im Umgang mit der Oppositionsdemonstrationen höchst professionell agiert habe, merkt aber auch an, dass die Demonstrierenden selbst stets friedlich aufgetreten seien – für Kerners Geschmack sogar zu friedlich. Laut seiner Schätzung haben mindestens 10.000 Menschen an der Demonstration vom Dienstag teilgenommen. In jedem Fall stellten die Demonstrierenden eine Alternative zu den Parlamentsabgeordneten der Opposition dar. Allerdings fehlten ihnen Führungspersönlichkeiten, denen sie folgen könnten, beklagt Kerner. Doch auch so seien ihre Redner mindestens so beliebt wie die Oppositionspolitiker im Parlament. Diese beiden Welten „müssen jedoch eines Tages aufeinandertreffen“, so Kerner.

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