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Matolcsy bezeichnet Euro als Fehler

7. Nov. 2019

Der Präsident der Ungarischen Nationalbank hat in einem kürzlich veröffentlichten Zeitungsinterview die Europäische Union aufgefordert, sie möge die Verpflichtung der Mitgliedsländer zum Beitritt zur Eurozone aufheben. Vor diesem Hintergrund hält es ein führender Wirtschaftsanalyst für offensichtlich, dass Ungarn die Gemeinschaftswährung wohl kaum einführen werde.

Auf Portfolio pflichtet István Madár weiten Teilen der in der jüngsten Sonntagsausgabe der Financial Times verbreiteten Analyse György Matolcsys bei. In ihr hatte der Präsident der Ungarischen Nationalbank von der EU das Eingeständnis gefordert, dass die Einführung der gemeinsamen Währung ein Fehler gewesen sei. Folglich sollte laut Matolcsy den Mitgliedern der Eurozone ein Austritt freigestellt werden. Madár räumt ein, dass der Erfolg der Eurozone in den letzten Jahrzehnten hinter den Erwartungen zurückgeblieben sei und die EU angesichts der offensichtlichen Defizite des gemeinsamen Währungssystems wie gelähmt dastehe.
Die meisten Beobachter stimmten darin überein, dass der Euro ohne einen gemeinsamen Haushalt und ein gemeinsames Finanzministerium nicht lebensfähig sei, Ungarn jedoch eine so umfassende Zentralisierung entschieden ablehnen würde. Das scheine darauf hinzudeuten, dass die ungarische Regierung einen Beitritt des Landes zur Eurozone praktisch ablehne. Andererseits habe sich die offizielle Position Ungarns im Vergleich zum Zeitpunkt des EU-Beitritts 2004 nicht verändert. Demnach wäre die Einführung des Euro lediglich eine Frage der Zeit, obwohl sich die Regierung über die verbindlichen Maastricht-Kriterien hinaus ein zusätzliches gesetzt habe: So sollte das BIP pro Kopf der Bevölkerung 90 Prozent des EU-Durchschnitts betragen.
Jetzt fordere Matolcsy jedoch, dass den an der Eurozone beteiligten Staaten eine Aufgabe der gemeinsamen Währung gestattet werden sollte. Das bedeutet in den Augen Madárs konsequenterweise, dass die übrigen EU-Mitgliedsländer ohne Euro nicht zum Beitritt gezwungen werden sollten. Wenn der wichtigste Wirtschaftsstratege der Regierung nunmehr die Euro-Mitgliedschaft optional machen wolle, so Madár abschließend, dann könne man davon ausgehen, dass die Regierung die Einführung des Euro künftig nicht mehr als eine wünschenswerte Alternative erachte.

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