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Kluft bei den Linken vertieft sich

28. Oct. 2013

Kommentatoren stimmen darin überein, dass Ferenc Gyurcsánys scharfe Kritik an seinen potenziellen linken Bündnispartnern die Linke insgesamt sowie deren Chancen schwächt, den Fidesz bei den Wahlen 2014 zu schlagen.

Bei den Demonstrationen der Opposition am 23. Oktober forderten Ferenc Gyurcsány sowie ehemalige SZDSZ-Politiker die Einbeziehung von Gyurcsánys Demokratischer Koalition in das Wahlbündnis der Linken (vgl. BudaPost vom 25. Oktober). Die Sozialisten und Gordon Bajnais Gemeinsam 2014 werfen Gyurcsány nun vor, vorherige Absprachen ignoriert zu haben. Demnach hätten Sprecher die Verfahrensweisen der Allianz nicht beurteilen und auch auf gegenseitige Kritik verzichten sollen. In einer gemeinsamen Presseerklärung vom Freitag erklärten die MSZP und Gemeinsam 2014, dass Verhandlungen über eine Zusammenarbeit mit Gyurcsánys Partei angesichts der Vorkommnisse des 23. Oktobers nunmehr vom Tisch seien.

In Magyar Nemzet vergleicht Ágnes Seszták den ehemaligen Ministerpräsidenten Gyurcsány mit einem Verrückten, der willkürlich jeden attackiere und alles um sich herum zerschmettere. Die konservative Kolumnistin vermutet, dass Gyurcsány dem MSZP-Vorsitzenden Mesterházy und Gordon Bajnai von Gemeinsam 2014 – indem er sie in eine gemeinsame Massenversammlung zwang – eine Falle habe stellen wollen. Seszták sagt nun voraus, dass Gyurcsány Mesterházy und Bajnai genauso rücksichtslos attackieren werde wie Ministerpräsident Orbán. Grund dafür sei Gyurcsánys Entschlossenheit, alles seiner Ansicht nach Notwendige zu tun, um eines Tages Ministerpräsident zu werden.

Die zersplitterte Linke könne keine linksorientierten Wähler integrieren, hält Ervin Tamás in Népszabadság fest. Das Publikum bei der Oppositionsversammlung am 23. Oktober habe verzweifelt auf Eintracht gehofft. Aber statt einer starken Linken, die in der Lage wäre, gemeinsam Fidesz herauszufordern, ergingen sich die Oppositionsführer in gegenseitiger Kritik, beklagt der linksorientierte Experte. Seiner Ansicht nach hat Gyurcsány erkannt, dass seine Partei eine Chance hat, die Fünf-Prozent-Marke zu überspringen (vgl. BudaPost vom 7. Oktober). So habe er bewusst eine Zusammenarbeit mit den anderen linken Parteien in der Hoffnung ausgeschlossen, nach den Wahlen 2014 Oppositionsführer zu werden.

Ebenfalls in Népszabadság behauptet Kornélia Magyar, Gründerin des Progressiv-Instituts, dass die Kundgebung am 23. Oktober auf eine PR-Katastrophe, ja sogar einen „Selbstmord“ der linken Parteien hinausgelaufen sei. Die Politik-Analystin hält es für einen großen strategischen Fehler von MSZP und Gemeinsam 2014, Gyurcsány als Sprecher einzuladen, nachdem dessen Partei der Beitritt zur linken Anti-Orbán-Allianz verwehrt worden war. Gyurcsány habe ihnen die Schau gestohlen, aber sein Sieg sei kurzlebig, fährt Magyar fort. Nach all den Geschehnissen schließt Magyar die Einbeziehung der Demokratischen Koalition in den linken Wahlpakt aus. Die gemeinsame Anhängerschaft aller linken Parteien dürfte aufgrund der Führungsstreitigkeiten schwinden. Nach dem hässlichen Vorkommnis hätten linksorientierte Ungarn die Hoffnung einer starken Oppositionsallianz aufgegeben, die in der Lage wäre, interne Gräben und Unstimmigkeiten zu beseitigen, um Fidesz zu besiegen, schlussfolgert Magyar.

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