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Erinnerung an den wahren Mandela

11. Dec. 2013

Ein rechtsorientierter Journalist kritisiert die einseitigen Lobpreisungen für die verstorbene südafrikanische Führerpersönlichkeit von westlichen Staatsmännern und hält die Wahrheit für interessanter, gleichwohl aber weniger idealistisch.

In Magyar Nemzet bezeichnet deren Brüsseler Korrespondent István Lovas die Beileidsbekundung des Chefs der Europäischen Kommission, José Manuel Barroso, als eine Ansammlung von Banalitäten. Zudem hält er sie für unwahr, vor allem hinsichtlich der vermeintlichen Haltung Mandelas zum Thema Gewalt. Lovas spricht sich gegen die Anpassung der Lebensgeschichte Mandelas an aktuelle politisch korrekte Erwartungen aus und erinnert daran, dass der Westen nicht immer ein Bewunderer der Anliegen Mandelas gewesen sei. Das südafrikanische Apartheid-System habe während des Kalten Krieges das Wohlwollen der Vereinigten Staaten genossen, da das Land felsenfest an der Seite des Westens in dessen Auseinandersetzung mit dem Kommunismus gestanden habe. Nelson Mandela jedenfalls habe sich auf der anderen Seite jener Barrikade befunden und darüber hinaus Gewalt keineswegs abgelehnt, denn er habe friedlichen Widerstand für vergeblich gehalten.

Lovas findet es richtig, dass er sich der Gewalt bedient habe, die gelegentlich das einzig wirksame Instrument im Kampf gegen das Böse sei (so wie auch im Falle russischer und französischer Partisanen gegen die Nazi-Invasoren). Mandela sei – an der Seite des Chefs der Kommunistischen Partei Joe Slovo – einer der Mitbegründer des bewaffneten Arms des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) gewesen und habe als solcher auf der offiziellen Terroristenfahndungsliste der Vereinigten Staaten gestanden (selbst noch während und lange Zeit nach der Freilassung aus seiner 27-jährigen Haft: Erst 2008 strich ihn Präsident George W. Bush von dieser Liste). Nach seiner Gefängnisentlassung sei Mandela ein Verfechter von Frieden und Versöhnung gewesen. Allerdings erinnert Lovas auch an sein Geschäft mit dem indonesischen Präsidenten Suharto, der ihm zehn Millionen Dollar dafür gegeben habe, dass er sich nicht für die Sache der Unabhängigkeitsbewegung von Ost-Timor einsetzt. Auch vergisst der Autor nicht die freundschaftlichen Beziehungen Mandelas zum libyschen Diktator Muammar al-Gaddafi oder zum kubanischen Kommunistenführer Fidel Castro. Schließlich verweist der Journalist von Magyar Nemzet darauf, dass der Regimewechsel Mandelas nicht zu einer glücklichen Gesellschaft geführt habe: Die Ungleichheit sei stärker denn je ausgeprägt, die Kriminalität grassiere angesichts von Mord- und Raubdelikten nicht im Tages-, sondern im Stundenrhythmus. Dessen ungeachtet sei Mandela ein großer Mann und als solcher eine komplexe Persönlichkeit gewesen. Lügen würden seinem Andenken nicht gerecht werden.

 

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