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Reden zur Lage der Nation unter Beschuss

18. Feb. 2014

Die Linke bezeichnet die am Sonntag gehaltene alljährliche Rede von Viktor Orbán zur Lage der Nation als „Erfolgspropaganda“ und Panikmache, während regierungsfreundliche Kommentatoren die Rede von Ferenc Gyurcsány tags zuvor als skandalös verurteilen, da sie aus dem Munde des für die Misere verantwortlichen Politiker stammte.

Ferenc Gyurcsány und Viktor Orbán hielten ihre sogenannten „Reden zur Lage der Nation“ am gleichen Wochenende. Gyurcsány widmete weite Passagen seiner Äußerungen einer vehementen Ächtung der Regierung Orbán. Dieser wiederum revanchierte sich einen Tag später mit einer relativ kurzen Ansprache, wobei er den wirtschaftlichen Erfolg Ungarns pries sowie Partei und Anhänger zum Kampf gegen „kommunistische Restaurationsversuche“ einschwor.

In einem Artikel für Népszabadság beschreibt Ákos Tóth die Rede Orbáns als einen Versuch, seine zwei Millionen Anhänger für die Wahlen und gegen als Kommunisten titulierte Widersacher zu mobilisieren. Diese Rhetorik, so Tóth, solle Orbáns Mär bekräftigen, wonach ihm die vergangenen Wahlen das Mandat für einen erneuten „Systemwechsel“ verliehen hätten. Nach Einschätzung des Autors soll diese Sprache dazu dienen, „Orbán und seine Getreuen von allem zu entlasten, was sie in den vergangenen vier Jahren getan haben“, angefangen bei der neuen Verfassung bis hin zur „Übergabe Ungarns an das Putin geführte Russland“. Die gute Nachricht laute, so Tóths süffisante Schlussfolgerung, dass, während die EU-Flagge von der Bühne entfernt worden sei, man zumindest die russische Fahne noch nicht gehisst habe.

In Magyar Nemzet geht Matild Torkos verbal äußerst heftig auf Gyurcsány los. In ihrem ziemlich emotionalen Artikel bezeichnet sie ein Land, in dem Gyurcsány nach wie vor Teil des politischen Spiels sei, als ein „Irrenhaus“, wo ein Mann, „der mit Alaunen reich geworden, aber nicht einmal Ministerpräsidentenkandidat sei“, sich bemüßigt fühle, „teuflische Beleidigungen“ gegen den amtierenden Regierungschef auszustoßen. Die Autorin hat den Verdacht, dass diese Worte eine Reaktion auf Fragen gewesen seien, die ihm Journalisten zur Herkunft seines Reichtums gestellt hatten, nachdem er Ministerpräsident Orbán zu einer öffentlichen Diskussion über die Quelle ihrer jeweiligen Vermögen herausgefordert hatte. Torkos verweist darauf, dass Gyurcsány in seiner Zeit als Ministerpräsident das Land ruiniert habe und er weitgehend für den erdrutschartigen Fidesz-Wahlsieg 2010 verantwortlich sei. Aus ihrer Zeit als investigative Journalistin erinnere sie sich mit Blick auf das Geschäftsgebaren Gyurcsánys nur an „undurchsichtige Machenschaften, Steuerhinterziehung und potenzielle Korruption“. Ungeachtet aller ihrer Differenzen zu Jobbik stimme sie doch mit der Partei darin überein, wonach die Tatsache, dass diese Person nach wie vor da und frei sei, um die Gehirne mit Lügen zu vergiften, eine Abscheulichkeit darstelle.

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