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US-Geschäftsträger im Fadenkreuz

13. Nov. 2014

Eine linksorientierte Kolumnistin fordert die Chefin der ungarischen Steuerbehörde NAV zum umgehenden Rücktritt auf. Eine konservative Kommentatorin dagegen bezichtigt den Chargé d’affaires (Geschäftsträger) der Vereinigten Staaten, er unterstütze regierungskritische Organisationen und schüre den Protest.

Am Montag begab sich NAV-Präsidentin Ildikó Vida in Begleitung ihres Rechtsanwalts sowie eines Reporters des Senders Hír TV zur US-Botschaft, um vor Ort die genauen Gründe für das Einreiseverbot der Beamtin in die Vereinigten Staaten von Amerika zu ergründen (vgl. BudaPost vom 20. Oktober). Dabei traf sie zufällig auf den Chargé d’affaires André Goodfriend und konnte sich eine Stunde lang mit ihm unterhalten. Hír TV verkündete nach dem Gespräch, Vida wisse nach wie vor nicht, weshalb sie in Korruptionsverdacht stehe. Allerdings sei ihr bestätigt worden, dass die Vorwürfe im Zusammenhang mit Beschuldigungen seitens des ehemaligen Mitarbeiters der Steuerbehörde András Horváth stünden. Dieser hatte behauptet, das Nemzeti Adó- és Vámhivatal (NAV) habe massive Betrugssysteme im Zusammenhang mit der Mehrwertsteuer verschleiert.

Die jämmerliche Vorstellung Vidas in der US-Botschaft sei ein verzweifelter wie erfolgloser Versuch gewesen, die eigene Glaubwürdigkeit wiederherzustellen und das Gesicht zu wahren, schreibt Emese F. Szabó in Népszabadság. Nach Einschätzung der linksorientierten Kolumnistin habe sich Vida lächerlich gemacht, indem sie unangemeldet sowie ohne Englisch zu sprechen in der Botschaft aufgetaucht sei. (Während des im Fernsehen ausgestrahlten Zusammentreffens hatte der US-Geschäftsträger das Gespräch mit ihr unterbrochen, woraufhin Vida um einen Dolmetscher bat – Anm. d. Red.) Szabó glaubt, Vida sei allein gelassen und selbst die Regierungspartei nicht willens, ihr zu helfen oder sie zu schützen. Was auch immer von nun an geschehe, Vida könne ihre Glaubwürdigkeit nicht wiederherstellen. Folglich wäre ein sofortiger Rücktritt in ihrem besten Interesse, resümiert die Autorin.

Ohne direkt auf die Stippvisite Vidas in der US-Botschaft einzugehen, bezichtigt Zsuzsanna Körmendy André Goodfriend der aktiven Unterstützung der Opposition und von regierungskritischen Organisationen. In Magyar Nemzet schreibt die konservative Kommentatorin, es sei nicht hinnehmbar, dass die für die US-Diplomatie in Ungarn verantwortliche Person das Land durch den Dreck zu ziehen versuche. Auf eine kürzliche Stellungnahme Goodfriends eingehend, wonach die USA Ministerpräsident Orbán nicht stürzen wollten, reagiert Körmendy empört. Es sei inakzeptabel, dass der Chargé d’affaires offenbar durchblicken lasse, er oder die USA hätten darüber nachgedacht, ob er oder sie die ungarische Regierung stürzen sollten. In diesem Sinne sei es auch nicht zu tolerieren, dass die USA führende Vertreter Ungarns der Korruption bezichtigten, ohne irgendwelche konkreten Beweise vorzulegen. Auch mutmaßt Körmendy, dass André Goodfriend verbissen am Schüren gegen die Regierung gerichteter Stimmungen arbeite.

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