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Washingtons Chargé d’affaires kritisiert ungarische Medienlandschaft

20. Oct. 2017

Ein regierungsnaher Kolumnist wendet sich gegen den Vorwurf des US-amerikanischen Geschäftsträgers, die ungarische Regierung mische sich in Belange der Medien ein. Ein linker Analyst wiederum vermutet, dass sich die Beziehungen zwischen Washington und Budapest unter der Trump-Administration kaum verbessern dürften.

Am Dienstag nahm Geschäftsträger David Kostelancik in einer Rede vor dem ungarischen Journalistenverband zu „negativen Trends“ in der ungarischen Medienbranche Stellung und äußerte sich diesbezüglich besorgt. Kostelancik warf der Regierung vor, sie habe die Medienlandschaft deformiert. Als Beispiele verwies der Chargé d’affaires unter anderem auf die Übernahme regierungskritischer Medien durch der Regierung nahestehende Investoren sowie stramme Vorgaben in den einzelnen Redaktionen. In einer unmittelbaren Reaktion auf seine Rede wurde Kostelancik ins ungarische Außenministerium einbestellt. Staatssekretär Levente Magyar wies die Behauptungen des Geschäftsträgers zurück und forderte den US-Diplomaten auf, sich künftig einer Einmischung in die inneren Angelegenheiten Ungarns zu enthalten.

Für Tamás Ulicza von der Tageszeitung Magyar Hírlap hat Kostelancik mit seinen persönlichen und voreingenommenen Äußerungen zur ungarischen Medienlandschaft gegen grundlegende diplomatische Regeln verstoßen. Der regierungsfreundliche Kommentator argumentiert, dass die Einmischung des US-Geschäftsträgers in die inneren Angelegenheiten Ungarns die Linie der US-Diplomatie unter Präsident Obama widerspiegele, von den außenpolitischen Vorstellungen Präsident Trumps hingegen abweiche. Ulicza begrüßt die Entscheidung der ungarischen Regierung, die Vorwürfe entschieden zurückzuweisen. In einer Randbemerkung argwöhnt Ulicza, dass die Behauptungen Kostelanciks wohl von linken Intellektuellen und Journalisten stammen dürften.

In Népszava nennt Gábor Horváth die Stellungnahme von Geschäftsträger Kostelancik eine „klare Botschaft“. Sie lasse darauf schließen, dass sich die Haltung der US-Diplomatie unter der Regierung von Präsident Donald Trump nicht verändert habe. Die Rede Kostelanciks sei von Washington gebilligt worden und könne deshalb kaum als seine persönliche Meinung angesehen werden, so der linksorientierte Kolumnist. Zusammenfassend meint Horváth, dass die Regierung Orbán unter einem Präsidenten Trump nicht auf eine freundlichere und gefälligere Haltung der Vereinigten Staaten gegenüber ihr hoffen könne.

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