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Simicska verkauft sein Geschäftsimperium

9. Jul. 2018

Ein linksorientierter Journalist bezeichnet den ehemaligen Schatzmeister des Fidesz als eine Symbolfigur für die jüngste Vergangenheit Ungarns und äußert den Verdacht, dass sein Medienimperium in regierungsnahe Hände fallen könnte.

Lajos Simicska, der das geschäftliche Umfeld des Fidesz gegründet und mindestens 25 Jahre lang auch kontrolliert hatte, 2015 jedoch bei Ministerpräsident Viktor Orbán in Ungnade gefallen war, plant nach eigenen Angeben den Verkauf sämtlicher in seinem Besitz befindlicher Geschäftsanteile an seinen ehemaligen Partner Zsolt Nyerges. Simicskas Medien hatten 2015 eine Fidesz-kritische Haltung eingenommen. Nachdem die führende Regierungspartei aus den im April abgehaltenen Parlamentswahlen erneut als klare Siegerin hervorgegangen war, schloss Simicska sowohl die Tageszeitung Magyar Nemzet als auch den Rundfunksender Lánchíd Radio. Die Regierungskreisen nahestehende Tageszeitung Magyar Idők geht davon aus, dass das Kronjuwel dieses Medienimperiums, der Fernsehsender Hír TV, in Kürze ebenfalls geschlossen werden dürfte. Das gleichermaßen regierungsnahe Internetportal 888 will erfahren haben, dass Simicska einen Umzug in die USA plant.

In Népszava erinnert Péter Németh daran, dass der ehemalige Schatzmeister bis zum dritten aufeinanderfolgenden Wahlsieg des Fidesz vom April dieses Jahres als eine echte Bedrohung für die Regierenden gegolten habe. Bis dahin sei Simicska fest davon ausgegangen, dass Jobbik den Fidesz mit Hilfe seiner Medien würde besiegen können. Németh erwähnt Gerüchte, denen zufolge Simicska von der Regierung allein für seine Werbeplakatfirma eine Milliarde Forint habe bekommen wollen. Der Ministerpräsident soll im Gegenzug angeblich darauf hingewiesen haben, dass dieses Unternehmen – genau wie alle anderen auch – nur nominell Eigentum Simicskas sei. Wie auch immer, so Németh, die führenden Vertreter des Fidesz hätten es stets als ihre Pflicht empfunden, ihrer Partei ein stabiles finanzielles Umfeld zu sichern, ganz im Gegensatz zur Opposition, deren Medien sich ständig in der Bredouille befänden. Simicska habe stets ein Geheimnis um seine Person gemacht, fährt der Kommentator fort, und niemand wisse, was ihn zum Verkauf sämtlicher seiner Unternehmungen getrieben habe. Auch wisse niemand, in wessen Händen sie schlussendlich landen würden. Németh vermutet, dass der endgültige Eigentümer Lőrinc Mészáros heißen werde – Bürgermeister des Geburtsortes von Ministerpräsident Orbán, der sich in den letzten Jahren zu einem der reichsten Unternehmer Ungarns entwickelt hatte.

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