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Jobbik: Vona will Parteispitze von Radikalen säubern

25. Apr. 2016

Nach der Ankündigung von Jobbik-Chef Gábor Vona, sich von dem rechtsextremen Parteiflügel nahestehenden Vizevorsitzenden trennen zu wollen, machen sich die Kommentatoren Gedanken über die Auswirkungen dieses Schachzugs.

Jobbik-Chef Gábor Vona hat bekanntgegeben, dass er von seinem Vetorecht Gebrauch machen werde, um die Wiederwahl von vier die radikale Rechte der Partei repräsentierenden stellvertretenden Vorsitzenden zu verhindern, darunter Előd Novák. Vona kündigte an, seine Partei in ein gemäßigteres Fahrwasser zu führen. Es sollten neue Vizepräsidenten gewählt werden, die als Bürgermeister Führungserfahrung mitbrächten.

Vona wolle eher seine parteiinterne Opposition schwächen als Radikale von der Jobbik-Spitze zu verdrängen, vermuten Miklós Hargitai und László M. Ferenc in Népszabadság. Die Analysten des linken Spektrums heben hervor, dass einige der von Vona bevorzugten Vizepräsidenten nicht weniger radikal seien als die derzeitigen unerwünschten. Unter anderem habe Vona den rechtsextremen Bürgermeister von Ásotthalom, László Toroczkai (vgl. BudaPost vom 19. Dezember 2013), als Wunschkandidaten benannt. Zudem habe er nicht die Absicht, den derzeitigen Vizepräsidenten Tamás Sneider, einen ehemaligen Skinhead-Führer, zu ersetzen (vgl. BudaPost vom 8. Mai 2014).

In derselben Tageszeitung stellt Ervin Tamás die Frage, ob eine moderater ausgerichtete Jobbik mehr Wähler anziehen würde als eine radikal-extremistische Partei. Sollte ein innerparteilicher Kampf ausbrechen, könnten einige der derzeitigen Jobbik-Anhänger der Partei den Rücken kehren, mutmaßt Tamás.

Gábor Vona habe eingesehen, dass er Fidesz nur dann schlagen könne, wenn Jobbik sich von der extremen Rechten distanziere, vermutet Róbert Friss. In Népszava vergleicht der linksgerichtete Kolumnist Vonas Schachzug mit „der Nacht der langen Messer“, in der Hitler – um nicht zu radikal zu erscheinen – seine Partei von einigen ihrer extremsten Führungsgestalten gesäubert habe. Für Friss sind dies nur taktische Geplänkel, da es keine wirkliche politische Mitte in Ungarn gebe und sowohl Fidesz als auch Jobbik radikale rechtsorientierte Parteien seien, die sich gleicherweise um einen Zuwachs an gemäßigten Wählern bemühen würden.

In einem ironischen Kommentar in Magyar Idők macht sich Péter Szikszai Gedanken darüber, was Gábor Vona zu den geplanten Säuberungen veranlasst haben möge. Ein denkbarer Grund wäre, dass sich Vona die Unterstützung von reichen und einflussreichen Unternehmern sichern wolle, die mit der Orbán-Regierung unzufrieden seien, darunter der frühere Fidesz-Schatzmeister Lajos Simicska. Eine andere vom regierungsfreundlichen Kommentator genannte Möglichkeit sei, dass der taktische Winkelzug von Jobbiks angeblichen russischen Unterstützern angeregt worden sei. Im Hinblick auf die Entscheidung Vonas, sich in Richtung politische Mitte zu orientieren, sinniert Szikszai, wie weit er wohl gehen würde, um sich vom Radikalismus zu distanzieren.

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