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Außenminister bezeichnet Holocaust als größtes nationales Trauma

5. Oct. 2013

Die Regierung hat kürzlich die Verantwortung Ungarns für die im Rahmen des Holocaust an ungarischen Juden begangenen Verbrechen anerkannt. Ein Kolumnist des linken Spektrums begrüßt diese Tatsache und stimmt mit der Regierung darin überein, dass die Öffentlichkeit an die einstigen Untaten des Landes erinnert werden müsse.

Das Kabinett hat beschlossen, im kommenden Jahr eine Reihe von Veranstaltungen aus Anlass des für 2014 ausgerufenen Holocaust-Gedenkjahres abzuhalten. In diesem Zusammenhang werden am 70. Jahrestag des Beginns des ungarischen Holocaust ein Museum der Erinnerung sowie ein Internationales Bildungszentrum eröffnet. Am vergangenen Montag war der internationale Beirat der geplanten Einrichtung mit der Bezeichnung „Haus der Schicksale“ erstmals in Budapest zusammengekommen. Die Ausstellung wird sich vor allem mit dem Schicksal von Holocaustopfern im Kindesalter befassen und in einem ehemaligen Bahnhofsgebäude untergebracht sein. Am Dienstag sagte der stellvertretende Regierungschef und Minister für öffentliche Verwaltung und Justiz, Tibor Navracsics, der ungarische Staat trage eine Verantwortung für die unter der Nazi-Herrschaft begangenen Verbrechen. Navracsics äußerte sich auf einer vom Lantos Institut im Parlamentsgebäude abgehaltenen Konferenz über jüdisches Leben sowie den Antisemitismus. Der Spitzenpolitiker verwies darauf, dass sich Ungarn aktiv an der Ermordung von Holocaustopfern beteiligt habe. Er unterstrich die Bedeutung, die der Erinnerung an den Holocaust sowie dem Kampf gegen den Antisemitismus zukomme. In einer Rede auf derselben Konferenz stellte Außenminister János Martonyi am Mittwoch fest, der Holocaust sei das größte nationale Trauma Ungarns, bei dem Ungarn fürchterliche Verbrechen gegen ungarische Mitbürger begangen hätten.

„Außenminister Martonyi verdient Applaus dafür, dass er die Verantwortung Ungarns am Holocaust anerkannt hat“, schreibt Gábor Miklós in Népszabadság. Der dem linken Spektrum zuzurechnende Kommentator ist ebenfalls der Ansicht, dass das Eingeständnis der Verantwortung des ungarischen Staates für zurückliegende Verbrechen der Regierung dabei helfen werde, sich von der extremen Rechten zu distanzieren. Er hält es für außerordentlich bedeutsam, dass Vertreter der Regierung den Holocaust als wichtigstes Trauma der ungarischen Geschichte bezeichnen – und nicht etwa die Friedensverträge des Jahres 1920. Zudem bewertet Miklós die Tatsache als sehr positiv, dass die Regierung neben der Erinnerung an den Holocaust auch den Beitrag ungarischer Juden zum Wohlstand des Landes sowie für dessen kulturelle Bereicherung anerkannt habe. Derartige Beiträge seien wichtig, wenn es darum geht, Rassismus sowie ethnische und religiöse Vorurteile zurückzudrängen, schlussfolgert Miklós.

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