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Eine halbe Million Auslandsungarn

7. Dec. 2013

Ein rechtsorientierter Kommentator zeigt sich befriedigt darüber, dass das Angebot zur erleichterten Erlangung der ungarischen Staatsbürgerschaft für Auslandsungarn für diese die Wiedergutmachung einer vor neun Jahren ergangenen Beleidigung bedeutet. Damals war ein Referendum über die doppelte Staatsbürgerschaft mangels Beteiligung gescheitert.

Am 5. Dezember, dem neunten Jahrestag jenes Referendums, war es Csaba Böjte, der als 500.000. Auslandsungar den Staatsbürgerschaftseid ablegen konnte. Der Franziskanermönch betreibt in Siebenbürgen ein Waisenhaus für Hunderte verlassener Kinder. An der Zeremonie nahmen auch Ministerpräsident Viktor Orbán sowie Parlamentspräsident László Kövér teil. 2004 hatte sich eine Mehrheit der Wählerinnen und Wähler für die Idee einer so gut wie automatisch zu verleihenden doppelten Staatsbürgerschaft an im Ausland lebende ethnische Ungarn ausgesprochen, allerdings erreichte die Beteiligung an der Abstimmung nicht das erforderliche Quorum. Während seinerzeit linke und liberale Parteien die Initiative nicht unterstützt hatten, lehnt gegenwärtig lediglich die Demokratische Koalition von Ferenc Gyurcsány zwar nicht die doppelte Staatsbürgerschaft, aber doch das Wahlrecht für Auslandsungarn ab. Das Parlament hatte kurz nach den Wahlen 2010 als erste Maßnahme ein Gesetz verabschiedet, das jenen Personen einen vereinfachten Zugang zur ungarischen Staatsbürgerschaft ermöglicht, deren Vorfahren dereinst ungarische Staatsbürger gewesen waren.

„Es ist gut zu beobachten, zu welch gewaltigen Veränderungen die Welt in lediglich neun Jahren fähig ist“, freut sich Csaba Lukács in seinem Leitartikel für Magyar Nemzet. Er zitiert seinen eigenen Artikel aus der gleichen Tageszeitung, den er nach der Abstimmung des Jahres 2004 verfasst hatte, wie folgt: „Es wurden weniger als zwei Millionen Ja-Stimmen auf die Frage abgegeben, ob der Himmel blau sei und ob Ungarn Ungarn seien.“ Um zu beweisen, wie viel den siebenbürgischen Ungarn die ungarische Staatsbürgerschaft bedeuten würde, zitiert Lukács ein vor mehr als sechzig Jahren vom Vater Csaba Böjtes verfasstes Gedicht über bessere Zeiten, die eines Tages einmal anbrechen würden. Dieses Gedicht habe dem Verfasser im kommunistischen Rumänien vier Jahre Gefängnis beschert. „Diejenigen, die lediglich in Kategorien wie potenzielle Wähler oder mögliche Haushaltsausgaben denken, werden niemals verstehen, was diese Geste der Vereinigung aller Ungarn eigentlich wirklich bedeutet“, gibt sich Lukács überzeugt. Abschließend zitiert der Kommentator einen Satz aus den Dankesworten von Böjte: „Aufnahme ist immer eine Quelle des Lebens.“

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