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Linksbündnis wird breiter

8. Jan. 2014

Die führende linksorientierte Tageszeitung bedauert, dass sich die Hauptakteure des eigenen politischen Spektrums so schwer mit einer Neuaufstellung ihres Wahlbündnisses getan haben. Gleichzeitig äußert das Blatt die Hoffnung, dass ihre diesbezügliche Ankündigung noch nicht zu spät gekommen sei. Das wichtigste regierungsfreundliche Presseorgan indessen ist weniger milde gestimmt und kritisiert, dass nach all dem Gewürge der linke Spitzenkandidat erst noch gekürt werden müsse.

Am Montag, den 6. Januar, hatte sich Gordon Bajnai für eine Neuverhandlung seines mit dem Vorsitzenden der Sozialistischen Partei, Attila Mesterházy, verabredeten Wahlbündnisses ausgesprochen, um neue Partner mit ins Boot holen zu können. Gleichzeitig gab er den Verzicht auf die Spitzenkandidatur der Opposition für das Amt des Ministerpräsidenten bekannt. Die Opposition solle mit einer gemeinsamen Liste und einem einzigen Spitzenkandidaten in den Wahlkampf ziehen (vgl. BudaPost vom 6. Januar). Mesterházy pflichtete dem im öffentlich-rechtlichen Rundfunk bei, da Bajnais Gruppierung „Gemeinsam“ in den Umfragen kaum besser dastehe als Ferenc Gyurcsány, dessen Demokratische Koalition offensichtlich zum wichtigsten neuen Partner im Bündnis avancieren wird. Nach wie vor unklar ist, ob Bajnai und Mesterházy Gyurcsány auf die gemeinsame Liste setzen wollen, da dieser im vergangenen Jahr mehrfach erklärt hatte, dass, falls er das Hindernis auf dem Weg zu einer allumfassenden linken Koalition darstellen sollte, er „dieses Hindernis beiseite räumen würde“.

Im Leitartikel von Népszabadság wird die Entscheidung Bajnais als ein Zugeständnis gewürdigt, das möglicherweise noch nicht zu spät komme. Die drei Akteure Mesterházy, Bajnai und Gyurcsány hätten sich alle vom gleichen (sozialistischen) Zentrum aus in verschiedene Richtungen wegbewegt, weil sie die Welt aus durchaus unterschiedlicher Perspektive betrachteten und nicht allzu scharf aufeinander seien. Doch hätten sie erkennen müssen, dass zwei von ihnen nicht stark genug wären, um Ministerpräsident Orbán die Stirn bieten zu können – und tatsächlich seien sie einige Monate vor den Wahlen sogar alle drei gemeinsam keine ebenbürtigen Gegner für Orbán. Népszabadság bezeichnet den Vorsprung von Fidesz in den Meinungsumfragen als „dramatisch“ und geht davon aus, dass sich Bajnai zu einer Zeit zum Handeln entschlossen habe, die für die Opposition folgenschwere Konsequenzen versprach. Egal wie schmerzhaft ihnen auch der Versuch erscheinen möge, gemeinsam aus diesen Tiefen emporzusteigen, so sei dies doch genau das, was ihre Anhänger von ihnen erwarteten, konstatiert Népszabadság.

Magyar Nemzet hingegen scheut sich nicht, Ferenc Gyurcsány als den Sieger zu bezeichnen (die Tageszeitung hatte wiederholt angedeutet, dass Gyurcsány letztendlich seine unfähigen Herausforderer niederwerfen werde – Anm. d. Red.). Kolumnist Miklós Ugró fasst die Oppositionssaga als vergeblichen Widerstand gegen Gyurcsány zusammen, der – mit etwas Hilfe von Bálint Magyar, einem einstigen Chef der Freien Demokraten und Verfasser eines kürzlich erschienenen Buches, in dem er die Regierung Orbán mit der Mafia vergleicht – das Gefühl haben könne, seine Taktik sei aufgegangen. Die einzige kleine noch zu überwindende Unannehmlichkeit sei die Frage, wer die gemeinsame Liste anführen und sich somit als Kandidat für das Ministerpräsidentenamt qualifizieren solle. Laut eigener Aussage gegenüber der Presse vom November habe Gyurcsány an eine vierte Person gedacht. Ugró fragt sich jetzt, ob er nunmehr verraten werde, um wen es sich dabei handele.

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