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Gyurcsány schlägt zurück

25. Feb. 2014

Während der ehemalige Ministerpräsident Ferenc Gyurcsány dementiert, etwas mit dem Bekanntwerden seiner berühmt-berüchtigten „Lügenrede“ zu tun zu haben, gehen linke Kolumnisten davon aus, dass die Veröffentlichung des Tonbandes und sogar die dadurch ausgelösten gewalttätigen Unruhen durchaus auf das Konto von Fidesz-Politikern gehen könnten. Für regierungsfreundliche Kommentatoren wiederum hat Gyurcsány am Entstehen der undichten Stelle einen unwiderlegbaren Anteil.

Ex-Regierungschef Ferenc Gyurcsány äußerte sich am Samstag zu den veröffentlichten Akten aus dem Untersuchungsbericht über die Geschehnisse von Őszöd 2006 (vgl. BudaPost vom 24. Februar). Im Fernsehsender ATV bestritt der gegenwärtige Vorsitzende der Demokratischen Koalition jegliche Beteiligung am Durchsickern der Rede und sagte, der (noch nicht veröffentlichte) Abschlussbericht der Untersuchung widerspreche den in den veröffentlichten Akten unterstellten Vorwürfen. Das durchgesickerte Material sei von Fidesz-Politikern an die Presse weitergeleitet worden, was laut Gyurcsány darauf hindeute, dass der Fidesz die nach Veröffentlichung des Tonmitschnitts ausgebrochenen gewalttätigen Unruhen vorbereitet habe. In einem Interview mit dem gleichen Fernsehsender räumte Fidesz-Vizechef Lájos Kósa ein, dass er noch vor der Veröffentlichung der Aufnahme Kenntnis von ihr gehabt habe.

Róbert Friss weist Spekulationen zurück, wonach es im Interesse Gyurcsánys gelegen habe, den Tonmitschnitt nur wenige Tage vor der Verkündung von Sparmaßnahmen an die Öffentlichkeit durchsickern zu lassen. In seinem Kommentar für Népszabadság geht Friss dann auf das Eingeständnis Kósas ein, wonach er bereits vor der Veröffentlichung von dem Band gewusst habe. Der linksorientierte Kolumnist glaubt, dass der Fidesz die Aufnahme benutzt habe, um die eigene Popularität im Vorfeld der Kommunalwahlen 2006 anzukurbeln. In einer Nebenbemerkung schreibt Friss, die selektive Veröffentlichung des Untersuchungsberichts sei ebenfalls Bestandteil der aktuellen Fidesz-Wahlkampfstrategie der Manipulation der öffentlichen Meinung.

Zsuzsa Körmendy von der Tageszeitung Magyar Nemzet hingegen nimmt die veröffentlichten Zeugenaussagen für bare Münze und hält die Mitbeteiligung Gyurcsánys beim Zuspielen des Materials Richtung Öffentlichkeit für über jeden Zweifel erhaben. Die Tatsache, dass Gyurcsány seine Őszöd-Rede nach wie vor für eine gute und aufrichtige Ansprache halte, auf die er stolz sein könne, sei ein klares Anzeichen seiner „moralischen Unzurechnungsfähigkeit“, diagnostiziert Körmendy.

Der Vorwurf, wonach der Fidesz 2006 die gewalttätigen Ausschreitungen inszeniert habe, sei kompletter Irrsinn, schreibt Zsolt Bayer in Magyar Hírlap. Der regierungsfreundliche Autor fragt, was denn Fidesz-Politiker anderes hätten tun sollen, als das Tonband zu veröffentlichen, da sie die Aufnahme nun einmal erhalten hätten – Aufnahmen, die belegten, dass Gyurcsány im Wahlkampf des Jahres 2006 gelogen habe.

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