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Zuspruch für die Rechtsextremen wegen fehlerhaftem Wirtschaftsmodell

17. Apr. 2014

Ein Wirtschaftswissenschaftler weist darauf hin, dass die wirklichen Probleme, denen sich die meisten armen Bevölkerungsschichten in ihrem alltäglichen Leben gegenübersehen, lediglich von Jobbik angesprochen würden, obgleich die rechtsextremistische Partei bislang keine praktikablen Lösungsvorschläge vorgelegt habe. Die Regierung versuche sich laut dem Ökonomen von einem Modell zu verabschieden, das Ungarn zu ewiger Abhängigkeit verdammen würde. Die Linke jedoch verwechsele diese Bemühungen mit einem Wiederbelebungsversuch des Kommunismus.

Der Wirtschaftswissenschaftler Zoltán Pogátsa geht davon aus, dass sich Millionen von Menschen als Ergebnis der letzten 25 Jahre mit der Entwicklung zu Demokratie und Marktwirtschaft schlechter fühlten denn zuvor – „und sie haben Recht“. Auf Átlátszó äußert Pogátsa die Ansicht, dass die einzige Antwort auf die Probleme des Landes, die sich frühere Regierungen hätten vorstellen können, darin bestanden habe, ausländisches Kapital in der Hoffnung anzulocken, es würde Arbeitsplätze schaffen und Ungarn beim Einholen westeuropäischen Länder helfen. Im Ergebnis liege die Beschäftigungsquote unter dem EU-Durchschnitt und der Abstand zwischen Ungarn und dem Westen hinsichtlich des BIP pro Kopf der Bevölkerung werde immer größer. Die Regierung versuche einige internationale Multis durch hauptsächlich in staatlichem ungarischen Besitz befindliche Unternehmen zu ersetzen – eine Strategie, die an diejenige des einstigen französischen Präsidenten Charles de Gaulle oder die Methoden erinnere, die Staaten des Fernen Ostens erfolgreich anwendeten.

Unterdessen würden weiterhin „ungarische Arbeitskräfte billig an die Multis verkauft“. Linksliberale Kritiker, die zu kommunistischen Zeiten gelebt haben, seien der irrigen Ansicht, dass das, was geschehe, eine Wiederbelebung der zentralisierten Planwirtschaft darstelle. Doch hätten sie keine andere Alternative anzubieten als das alte Modell der Abhängigkeit von ausländischem Kapital, beobachtet Pogátsa. Das jedoch sei genau das, was Millionen von Problem gebeutelten Menschen für ihr Schicksal verantwortlich machten. Jobbik dagegen habe im Wahlkampf Schlagworte wie „über die Runden kommen“ oder „Schuldige vor Gericht stellen“ benutzt, ohne auch nur einen einzigen praktischen Lösungsvorschlag zu präsentieren und auch ohne die Kritik der Leute am System in ihrer Gesamtheit zu reflektieren. Es sei nicht der Kapitalismus als solcher, den sie ablehnen würden, notiert Pogátsa, sondern nur diejenige Spielart des Kapitalismus, der sie in ihrer Wahrnehmung ins tiefste Elend gestürzt habe.

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