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Auslandsungarischer Politiker von Rechtsradikalen angegriffen

9. May. 2014

Kommentatoren aus beiden politischen Lagern fordern eine Null-Toleranz-Politik beim Umgang mit dem Rechtsradikalismus und beschuldigen die Partei Jobbik, sie schüre Hassgefühle, nachdem rechtsradikale Demonstranten einen prominenten Politiker ungarischer Nationalität aus der Vojvodina tätlich angegriffen hatten.

Als István Pásztor, der Vorsitzende des Bundes der Vojvodina-Ungarn (VMSZ), am Dienstag das Parlamentsgebäude verließ, wurde er aus einer Gruppe rechtsradikaler Demonstranten heraus bedrängt und bespuckt. Der VMSZ ist die wichtigste politische Partei der in Serbien lebenden ungarischen Minderheit. Die Kundgebung vor dem Budapester Parlament war vom ehemaligen Jobbik-Abgeordneten Tamás Gaudi-Nagy organisiert worden, der mittels Megafon Pásztor sowie andere ungarische Politiker sowohl aus dem rechten als auch aus dem linken Spektrum des Hochverrats bezichtigte. Gaudi-Nagy kritisierte Pásztor unter anderem deswegen scharf, weil dieser keinen Autonomiestatus für die Vojvodina fordere und eine Koalition mit der serbischen Mitte-Rechts-Partei SNS eingegangen sei. Sämtliche im Parlament vertretenen Parteien verurteilten Gaudi-Nagy und sogar Jobbik distanzierte sich von ihrem einstigen Abgeordneten. Am Mittwoch reagierte Gaudi-Nagy in einem Interview des öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders MTV 1 mit den Worten: „Pásztor sollte sich freuen, derartig billig davongekommen zu sein, da Verräter üblicherweise an Laternenpfählen hängen.“

Im Leitartikel auf der Titelseite von Népszabadság heißt es, Jobbik liebäugele bereits eine geraume Zeit mit der Idee, Gewalt in die Politik einzubeziehen. Die führende linksorientierte Tageszeitung erinnert daran, dass Jobbik-Politiker vor den Wahlen gelegentlich angedeutet hätten, dass man zur Überzeugung ihrer Gegner auch zu Gewaltmaßnahmen greifen sollte. In einer Nebenbemerkung nutzt Népszabadság die Gelegenheit und kritisiert auch den Fidesz massiv, weil sich die Partei nicht deutlich genug von extrem radikalen Auftritten vor den Wahlen distanziert habe.

In Magyar Nemzet spricht sich Zsuzsanna Körmendy dafür aus, dass Gaudi-Nagy nach dem Vorfall keinen Platz mehr in der ungarischen Politik haben sollte. Sie beschuldigt ihn, er versuche die in den Nachbarländern lebenden ethnischen Ungarn zu radikalisieren, ohne selbst in einer Minderheit zu leben oder die Konsequenzen derartig extremer nationalistischer Rhetorik tragen zu müssen. Die konservative Kolumnistin vermutet, dass die scharfe Kritik Gaudi-Nagys sowie die gewalttätige Attacke von der Enttäuschung über die schwache Unterstützung der rechtsextremen Jobbik durch die Auslandsungarn bei den Parlamentswahlen des vergangenen Monats motiviert worden sei. Der Vorfall und die Entscheidung von Jobbik, einen ehemaligen Skinhead zum stellvertretenden Parlamentspräsidenten zu machen (vgl. BudaPost vom 8. Mai), gäben eine Vorahnung von den zunehmend radikalen symbolischen Einlagen, die man seitens der Rechtsextremen zu erwarten habe.

Gaudi-Nagy sowie weitere radikale „kranke Typen“ könnten nicht länger toleriert werden, echauffiert sich Zsolt Bayer in Magyar Hírlap. Der regierungsfreundliche Kommentator meint, die Rhetorik und die Gewalt von Gaudi-Nagy „können nicht Teil des normalen Lebens oder einer Demokratie“ sein. Obgleich sich Jobbik vom Auftritt Gaudi-Nagys distanziert habe, glaubt Bayer trotzdem, dass dessen Rhetorik absolut im Einklang mit den wichtigsten Botschaften und der Sprache von Jobbik stehe. Als Konsequenz fordert Bayer, dass der „potenzielle Mörder“ Gaudi-Nagy vom Bildschirm des öffentlich-rechtlichen Fernsehens verbannt werde.

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