Entries RSS Feed Share Send to Facebook Tweet This Accessible version

Streit um Denkmal für István Tisza

11. Jun. 2014

Vor dem Hintergrund der Errichtung eines Denkmals für den konservativen Staatsmann István Tisza kritisiert ein linksorientierter Kolumnist die Regierung dafür, dass durch die Erinnerung an den Politiker aus dem frühen 20. Jahrhundert eine historische Kontinuität geltend gemacht werde. Ein regierungsfreundlicher Kommentator wiederum glaubt, linke und liberale Politiker könnten mit der ungarischen Vergangenheit und mit Nationalhelden noch immer keinen Frieden schließen.

Im Zuge der Rekonstruktion des Platzes vor dem Parlamentsgebäude hat Ministerpräsident Viktor Orbán am Pfingstmontag ein Denkmal zu Ehren von István Tisza (1861-1918) enthüllt. Die ursprüngliche, 1934 errichtete Statue war im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. In seiner Rede lobte Orbán Tisza für sein Bemühen um den Wiederaufbau einer starken Nation nach der Periode einer gescheiterten liberalen Herrschaft. Der Regierungschef verwies darauf, dass Liberale und Sozialisten dem Nationalismus häufig mit Verachtung begegneten. Dabei handele es sich um eine wichtige Ideologie, die mithelfe, die Solidarität über die Klassen hinweg zu stärken. In einer Pressemitteilung erklärte die MSZP, dass es sich bei István Tisza um einen Politiker gehandelt habe, der progressive Ideen abgelehnt habe und demnach die Einheit der Nation nicht repräsentieren könne.

Durch die erneute Errichtung des Tisza-Denkmals sende Ministerpräsident Orbán die Botschaft aus, dass er für eine konservative aristokratische Herrschaft stehe, die die elitären Schichten verteidige, schreibt Miklós Hargitai in Népszabadság. Der Autor glaubt, dass Tisza während seiner Herrschaft jegliche demokratischen Reformen leidenschaftlich abgelehnt habe. Ungarn habe sich während des Ersten Weltkrieges „dem totalen Zusammenbruch“ angenähert. Anstatt Ministerpräsident Tisza als beispielhaft darzustellen, schlägt der linke Kolumnist vor, dass Ungarn der Tradition des konservativ-liberalen Politikers István Bethlen folgen sollte, der den ungarischen Aufschwung nach dem Ersten Weltkrieg angeführt habe.

Chefredakteur István Stefka von Magyar Hírlap schreibt, die Linke „kann die Vergangenheit des Landes nicht vertragen“. Der Journalist vergleicht zeitgenössische Liberale und Sozialisten mit aggressiven Kommunisten, die sich gegen jedes ehrende Gedenken der nationalen Vergangenheit verwahrt und versucht hätten, die ideologischen Führer des internationalen Sozialismus statt nationale Helden bekannt zu machen. Als eine Folgerung – so der regierungsfreundliche Kolumnist – seien die Ungarn „einer kleinen und aggressiven Minderheit“ überdrüssig, die den Ungarn vorschreiben wolle, wen sie zu ehren hätten.

Tags: ,