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Lehren des Ersten Weltkriegs

1. Jul. 2014

Linke wie auch rechte Kolumnisten projizieren die aus dem Ersten Weltkrieg zu ziehenden Lehren in die Gegenwart und warnen, dass eine herausfordernde und unnachgiebige Geopolitik eine unkontrollierbare Kettenreaktion auslösen könnte.

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges hätte in den Wochen nach dem Attentat auf Erzherzog Franz Ferdinand verhindert werden können, schreibt Szabolcs Szerető in Magyar Nemzet. Der konservative Kolumnist erinnert daran, dass die Rivalität der Großmächte eine Kettenreaktion ausgelöst habe, die nach umfangreichen Mobilmachungen und einem Wettrüsten auf allen Seiten nicht mehr habe aufgehalten werden können – und zwar ungeachtet der Tatsache, dass keiner der beteiligten Staaten an einem umfassenden Krieg interessiert gewesen sei. Der Erste Weltkrieg habe sich in soziologischer, kultureller und geopolitischer Hinsicht verheerend ausgewirkt, fügt der Autor hinzu. Die Neuordnung der europäischen Grenzen nach Kriegsende habe schnurstracks in die Folgekonflikte des 20. Jahrhunderts geführt, darunter zum Zweiten Weltkrieg. Angesichts dessen äußert Szerető die Hoffnung, dass sich die Geschichte nicht wiederholen werde und die USA sowie Russland im Wettbewerb um die Ukraine eine größere Vernunft walten ließen.

István Földesi ist ebenfalls der Meinung, dass der Erste Weltkrieg eine nicht gewollte Folge von Großmachtrivalitäten gewesen sei. In Népszabadság zieht auch Földesi eine Parallele zwischen der aktuellen Lage in der Ukraine und dem Vorspiel zum Ersten Weltkrieg. Dabei verweist er darauf, dass die USA die Interessen Russlands seit 1989 niemals ernst genommen hätten. Die Ausdehnung der NATO-Interessensphäre über Mitteleuropa hinaus sei eine offene Bedrohung für die strategischen Interessen Russlands gewesen, die Moskau nicht habe ignorieren können. Angesichts nicht vorhandener vernünftiger Kompromisse zwischen den beiden machtvollen Akteuren könnte sich die Rivalität erneut zu etwas Großem, Unvorhergesehenem und Ungewolltem auswachsen, warnt Földesi.

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