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Nazi-Invasionsmahnmal vollendet

23. Jul. 2014

Nach der Vollendung des Mahnmals, das an die Opfer der deutschen Okkupation 1944 erinnert, wirft die führende linke Tageszeitung der Regierung Arroganz und Geschichtsfälschung vor. Ein regierungsfreundlicher Kolumnist wiederum hält das Denkmal für eine gelungene Visualisierung der nationalen Tragödie, die mit dem Verlust der Souveränität einherging, ohne damit Ungarn jedoch von seiner historischen Verantwortung reinzuwaschen.

Am Freitag hatte das Budapester Stadtgericht geurteilt, dass über das an die Opfer der deutschen Besatzung 1944 erinnernde Mahnmal kein Referendum abgehalten werden könne. Die Initiative für das Referendum hatten Politiker des linken Spektrums gestartet, um damit die Vollendung des Denkmals zu verhindern. Nach dem Beschluss des Gerichts wurden die Bauarbeiten der Statue am Samstagmorgen unter Polizeischutz abgeschlossen. Nachdem die Zäune am Sonntag entfernt worden waren, bewarfen linke Demonstranten das Denkmal mit Eiern.
In einer Stellungnahme vom Montag teilte Ministerpräsident Orbán mit, dass das Mahnmal die Ungarn an die Bedeutung ihrer nationalen Unabhängigkeit erinnere. Er betonte, die grausamen Verbrechen unter der Nazi- und später der sowjetischen Besatzung wären niemals geschehen, hätte Ungarn seine Souveränität bewahren können.
János Lázár, der für das Amt des Regierungschefs verantwortliche Minister, teilte mit, dass keine Eröffnungszeremonie geplant sei – als Geste des Respekts für die Sensibilität jener, die gegen das Denkmal protestiert hätten. Das Mahnmal drücke aus, fügte Lázár hinzu, dass der ungarische Holocaust ohne die Besetzung Ungarns durch die Nazis nicht stattgefunden hätte, was Ungarn aber gleichzeitig nicht von seinen eigenen Verbrechen und seiner Verantwortung freispreche.

Die Regierung wolle mit der Fertigstellung des Mahnmals beweisen, dass sie nach Belieben schalten und walten könne und jegliche Kritik zu unterdrücken in der Lage sei, echauffiert sich Népszabadság in ihrem Leitartikel auf der Titelseite. „Das Mahnmal steht als ein Zeugnis für die Arroganz der Regierung, für dümmliches Drangsalieren sowie den schleichenden Versuch, die Geschichte zu verfälschen“, schimpft die führende linke Tageszeitung.

Es sei schwer zu verstehen, warum jemand gegen das Denkmal protestieren sollte, meint István Stefka, Chefredakteur von Magyar Hírlap. Zu denjenigen, die unter der Nazi-Besatzung verfolgt worden seien, gehörten auch konservative Intellektuelle und Politiker. Demzufolge gebe es einen guten Grund, des tragischen Tages und seiner Konsequenzen gemeinsam zu gedenken. Ungeachtet der Tatsache, dass ohne die Nazi-Invasion ungarische und andere Juden, die Zuflucht im Land gesucht hätten, nicht in die Todeslager deportiert worden wären, wolle „niemand Ungarn von seiner eigenen Verantwortung reinwaschen“. „Ein Denkmal, das in einer guten Absicht konzipiert wurde und eine wesentliche Beschreibung unserer Geschichte offeriert, sollte keine Verbitterung hervorrufen, außer die künstlichen hysterischen Reaktionen würden durch aus dem Ausland stammendes Geld geschürt“, so Stefka abschließend.

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