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Umstrittener Links-Kandidat in Miskolc

5. Jul. 2014

Kolumnisten fragen sich, ob es für die Linke annehmbar und vernünftig sei, wenn sie einen Bürgermeister-Kandidaten in Miskolc unterstützt, bei dem es sich um einen ehemaligen höheren Polizeibeamten handelt, der vor allem wegen seiner höchst umstritten Äußerungen zur sogenannten Roma-Kriminalität für Schlagzeilen gesorgt hat.

Die MSZP sowie die Demokratische Koalition unterstützen die Kandidatur des ehemaligen Polizeichefs von Miskolc, Albert Pásztor, für das Amt des Bürgermeisters der nordostungarischen Stadt. Pásztor stellt sich bei den Kommunalwahlen im Herbst den Wählerinnen und Wählern als unabhängiger Bewerber. 2009 waren Untersuchungen gegen Pástor mit dem Ziel der Amtsenthebung eingeleitet worden, nachdem er behauptet hatte, Fälle von Kleinkriminalität und Raub würden in der Stadt ausschließlich von Roma begangen. Zudem äußerte er, dass „eine Koexistenz mit unseren romastämmigen Mitbürgern einfach unmöglich ist“. Die örtliche Spitze der Partei Gemeinsam (Együtt) von Gordon Bajnai hatte Pásztor ebenfalls unterstützt, doch verkündete die nationale Parteiführung, sie würde angesichts der gegen die Roma gerichteten Stellungnahmen die Bewerbung Pásztors nicht befürworten.

In Népszabadsag schreibt Judit Doros, dass die Linke durch die Unterstützung des für seine Law-and-order-Haltung bekannten ehemaligen Polizeichefs eine klare Botschaft Richtung Wahlvolk aussenden wolle. Die linke Kolumnistin erinnert daran, dass die umstrittenen Äußerungen Pásztors 2009 lediglich von Wächter-Organisationen kritisiert worden seien, während die örtlichen Spitzen sämtlicher großen Parteien den ehemaligen Polizeichef gegen den Vorwurf des Rassismus verteidigt hätten. Doros, ihres Zeichens die Lokalkorrespondentin der linken Tageszeitung in Miskolc, glaubt, dass die Rechte Schwierigkeiten bekommen werde, falls sie Pásztor kritisieren wolle, obwohl er in liberalen Kreisen sehr wohl mit Argwohn betrachtet werden könne.

In einem Leitartikel auf ihrer Titelseite heißt es bei Népszabadság – ohne Pásztor namentlich zu erwähnen –, dass die Linke ohne eine Zusammenarbeit bei den Kommunalwahlen keine Chance haben werde. Demzufolge sollten Streitereien innerhalb des linken Lagers auf später vertagt werden. Für die Linke sei es extrem wichtig, glaubwürdige und beliebte Kandidaten an die Front zu schicken, andernfalls würden mit dem Fidesz unzufriedene Wähler keine andere Möglichkeit haben, als sich für die rechtsextreme Partei Jobbik zu entscheiden. Auf der Suche nach glaubwürdigen Bewerbern müssten die linken Parteien Leute anwerben, denen von den Ortsansässigen Respekt und Vertrauen entgegengebracht werde, fügt die linke Tageszeitung hinzu.

Es gehe absolut nicht an, dass linke Parteien Pásztor unterstützen würden, meint Zsófia Mihancsik auf Galamus. Die linksliberale Autorin empfindet es als traurig, dass die rassistischen Äußerungen Pásztors selbst von der Linken als mutige und ehrliche Sätze erachtet würden, die eine von der Political Correctness unterdrückte unausgesprochene Wahrheit offenbarten. „Es kann nicht sein, dass Parteien, die sich demokratisch dünken, die Kommunalwahlen dadurch gewinnen wollen, dass sie an gegen die Roma gerichtet Gefühle appellieren“, heißt es bei Mihancsik mit offensichtlicher Wut im Bauch.

Die Linke wolle die Popularität von Pásztor in Miskolc nutzen, um sich die Unterstützung der gegen die Roma voreingenommenen Wähler zu sichern, meint Matild Torkos in Magyar Nemzet. Nach Ansicht der Autorin ist es eigenartig, dass die Linke Pásztor unterstützt, den sie 2009 noch als Rassisten tituliert hätten. Es sei ziemlich absurd, so Torkos, dass die Demokratische Koalition des einstigen Ministerpräsidenten Gyurcsány nunmehr behaupte, Pástor werde für Menschenwürde und Freiheit einstehen. (2009 hatte Ministerpräsident Gyurcsány Pásztors Äußerungen über Roma-Kriminelle als „nicht hinnehmbar“ bezeichnet – Anm. d. Red.)

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