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Ungarn kauft MKB-Bank

26. Jul. 2014

Analysten fragen nach dem Sinn, wenn der Staat seinen Besitz im Bankensektor vergrößert. Ein regierungsfreundlicher Kommentator begrüßt die Kaufentscheidung, die gemäß seiner Überzeugung der Wirtschaft helfen werde, während ein Kolumnist des linken Spektrums vor der Möglichkeit warnt, dass öffentliche Gelder zur Konsolidierung der MKB ausgegeben würden.

Die Regierung teilte am Donnerstag mit, dass sie die MKB-Bank von ihrem deutschen Eigentümer, der Bayerischen Landesbank, für 17 Milliarden Forint kaufen werde. Doch noch vor der vollständigen Abwicklung der Transaktion wird die Bayerische LB auf Verbindlichkeiten des MKB-Ablegers in Höhe von 270 Millionen Euro verzichten. Die EU-Kommission hatte der BayernLB vor dem Hintergrund eines während der Finanzkrise vom deutschen Staat aufgespannten Rettungsschirms auferlegt, die MKB zu verkaufen. Für Wirtschaftsminister Mihály Varga ist der Erwerb der MKB ein erster Schritt, ungarisches Eigentum im Bankensektor zu vergrößern – auch in Hinblick darauf, die Stabilität des Forint zu erhöhen und die Kreditvergabe anzukurbeln. Der Minister fügte hinzu, die Regierung plane, die MKB innerhalb von zwei Jahren zu konsolidieren und dann zu privatisieren.

Es ist in unserem besten nationalen Interesse, ungarisches Eigentum im Bankensektor zu vergrößern, schreibt Tamás Nánási in Magyar Nemzet. Der konservative Kolumnist hebt hervor, dass man keine Verschwörungstheorien über „im Hintergrund agierende globale Mächte“ spinnen müsse, um zu verstehen, dass Banken in ausländischer Hand eher geneigt seien, in Zeiten der Instabilität Kapital zurückzuziehen. Es sei aus ihrer Perspektive absolut vernünftig und logisch, die Kreditvergabe zu stoppen und Ressourcen zu Niederlassungen in Ländern mit lukrativeren Aussichten umzuleiten, erkennt Nánási an. Der Autor verweist auf Statistiken des IWF, wonach Ungarn unter den Schwellenländern die vierthöchste Desinvestitionsrate aufweise. Banken in ungarischem Besitz hätten nicht die Option, schnell ihr Geld in andere Länder abzusaugen. Und so sei – sogar ohne Patriotismus auf deren Seite vorauszusetzen – ihre Bereitschaft zur Finanzierung der ungarischen Wirtschaft weniger anfällig für plötzliche Veränderungen. Gleichzeitig hafte dem Geschäft ein Hauch des Zweifels an, gibt Nánási zu. So sei die BayernLB abgesehen vom niedrigen Preis erleichtert, sich die MKB vom Hals schaffen zu können, gibt der Autor zu bedenken.

Eher skeptisch, ob es sich der MKB-Kauf gelohnt habe, äußert sich Iván Várkonyi in Népszabadság. Der Analyst aus dem linken Spektrum erinnert daran, dass die BayernLB bereits seit zwei Jahren versucht habe, die MKB zu verkaufen. Allerdings hätte niemand Interesse an ihr gezeigt. So könne sich das Geschäft auch alles andere als ein Schnäppchen für Ungarn erweisen. Nach Ansicht des Autors ist die Unrentabilität der MKB weitgehend in dem Beschluss der Regierung begründet, Banken übermäßig zu besteuern. Várkonyi befürchtet, dass die Regierung die Bank retten müsse, was den ungarischen Steuerzahler Milliarden von Forint kosten werde. Darüber hinaus, so spekuliert der Autor, könnte die MKB nach einer massiven Rettungsaktion an Investoren verkauft werden, die der Regierung nahestehen.

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