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Linke: Streit in Dauerschleife

3. Oct. 2014

Linksorientierte Analysten streiten über die Frage, ob die linken Parteien den Budapester Oberbürgermeisterkandidaten Lajos Bokros ungeachtet seiner wirtschaftspolitisch neoliberalen Ansichten unterstützen sollten oder könnten. Die führende linke Tageszeitung prognostiziert für die Zeit nach den Wahlen eine neue Runde interner Machtkämpfe im eigenen Lager.

In Népszabadság spricht sich Péter Szegő dafür aus, dass linke und liberale Parteien die Kandidatur von Lajos Bokros zum Budapester OB ungeachtet seiner Ideologie der freien Marktwirtschaft unterstützen. Nach Ansicht Szegős sollte es der Linken vor allem um eine Wiederherstellung von liberalen Werten und Rechtsstaatlichkeit gehen, die die Fidesz-Regierung zerstört habe. Nebenbei stichelt Szegő: Sollte die kleine Liberale Partei den Rückzug ihres eigenen Kandidaten für das Budapester Oberbürgermeisteramt sowie eine Unterstützung des Liberalen Bokros ablehnen, würden viele argwöhnen, dass „die Liberale Partei vom Fidesz finanziert wird“.

Gáspár Miklós Tamás begrüßt in Heti Világgazdaság die Entscheidung seitens der MSZP-Führung, sich von den Vorstellungen Lajos Bokros’ zu distanzieren. Der Rückzug von Ferenc Falus aus dem Rennen sei ein Weckruf für die gemäßigte Linke gewesen, sich endgültig von neoliberalen Lehren loszusagen, glaubt der marxistische Philosoph. Der Niedergang der Linken – so Tamás – sei das Ergebnis ihrer Unfähigkeit, eine genuin sozialdemokratische Alternative anzubieten, anstatt sich an neoliberale marktwirtschaftliche Dogmen zu klammern.

Nach den Kommunalwahlen werde eine neuerliche Runde des verzweifelten Kampfes um die Führerschaft der Linken vom Zaun brechen, schreibt Népszabadság in ihrem Leitartikel auf der Titelseite. Zusätzlich zur Auseinandersetzung zwischen den linken Parteien sei auch ein Kampf innerhalb der MSZP „unvermeidlich“, da die Budapester Parteispitze Bokros unterstütze, während sich die Führung und andere prominente Vertreter der Sozialistischen Partei deutlich von dem neoliberalen Politiker distanziert hätten, hält die bedeutendste linke Tageszeitung fest. Der MSZP-interne Streit werde den ehemaligen Ministerpräsidenten Ferenc Gyurcsány und dessen Demokratische Koalition stärken. (Wie Magyar Nemzet berichtet, werde die Bokros unterstützende Budapester MSZP-Führung die Partei nach den Kommunalwahlen verlassen und sich der liberalen DK von Gyurcsány anschließen – Anm. d. Red.)

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