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Putin verwirft South Stream

4. Dec. 2014

Sowohl links- wie auch rechtsorientierte Kommentatoren glauben, dass die Entscheidung gegen den Weiterbau der South Stream-Gaspipeline hinsichtlich der energetischen Versorgungssicherheit Europa und Ungarn gleichermaßen schwächen werde.

Die Ankündigung Putins über das Ende des Pipelineprojekts South Stream sei ein taktischer Rückzug, schreibt Gábor Stier in Magyar Nemzet. Der regierungsfreundliche Kolumnist glaubt, dass dieser jüngste Schritt Moskaus Teil des Kriegs zwischen den USA und Russland um die geopolitische sowie ökonomische Vorherrschaft sei. Durch die Begrenzung des russischen Einflusses in der Region könnten die USA auch die EU erfolgreich schwächen, vermutet Stier. Moskau habe sich für die Aufgabe des teuren Vorhabens entschieden und werde stattdessen seine immer kargeren Finanzmittel in den Bau von Pipelines gen China stecken, um damit die eigenen Downstream-Märkte zu diversifizieren. Allerdings könne niemand hundertprozentig sicher sein, dass Russland das Projekt vollständig aufgegeben hat, da die europäische Abhängigkeit von russischer Energie kaum in nächster Zukunft enden werde. Vor diesem Hintergrund rät Stier, dass sich kleine Länder wie Ungarn mit Blick auf beide Seiten dieses „Kriegs der Großmächte“ um ihre nationalen Interessen kümmern sollten.

In Népszava vertritt Róbert Friss die Ansicht, dass die Streichung des South Stream-Projekts einen massiven Rückschlag für Ministerpräsident Orbán bedeute, der „bedingungslos“ hinter ihm gestanden habe. Der linksorientierte Beobachter verweist auch darauf, dass es im Jahre 2008 der frühere sozialistische Regierungschef Gyurcsány gewesen sei, der als Erster Putin Hilfe beim Bau von South Stream zugesagt habe. Friss rät jedoch von Schadenfreude ab. Immerhin könnte Putin mit seiner Behauptung Recht haben, dass die Aufgabe des South Stream-Pipelineprojekts den Wirtschaftsinteressen und der Energiesicherheit der EU schade, sei es doch unwahrscheinlich, dass US-amerikanisches Schiefergas russische Energie in absehbarer Zukunft ersetzen werde. Da der Rückzug Putins ein Indikator für die Vertiefung der geopolitischen Brüche sei, gestalte sich die globale Sicherheit zunehmend instabil, notiert Friss besorgt.

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