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Terror gegen Charlie Hebdo

9. Jan. 2015

Für linksorientierte Journalisten sind die Morde an den Kollegen des französischen Satire-Magazins Charlie Hebdo ein Anschlag auf die Pressefreiheit. Ein konservativer Kolumnist wiederum spricht sich für mehr Umsicht auf Seiten der Journalisten aus. So sollten sie Radikale nicht durch die Veröffentlichung geschmackloser und als Gotteslästerung interpretierbarer Inhalte provozieren.

Im Leitartikel auf der Titelseite von Népszabadság heißt es, die Morde von Paris seien ein Angriff auf die Presse- und Gewissensfreiheit. „Unsere Kollegen wurden getötet, weil sie ihre Arbeit ernst genommen haben“, schreibt die führende linke Tageszeitung Ungarns. Das Blatt warnt vor Deutungen, in denen der Terrorüberfall als Indiz für einen religiös motivierten Krieg zwischen der muslimischen Welt und dem Westen interpretiert wird. Letzten Endes, so Népszabadság, lebten Journalisten in allen echten Diktaturen und autoritären Regimes gefährlich, in denen die Redefreiheit nicht geduldet wird.

In einer Demokratie habe jeder das Recht, seine Ansichten kundzutun, selbst wenn andere sie für geschmacklos hielten, konstatiert Népszava. Muslimische Fundamentalisten hingegen wollten alle Andersdenkenden bekämpfen. Der Terrorangriff auf die Redaktionsräume von Charlie Hebdo sei ein Beweis dafür, in welchem Maße der muslimische Radikalismus eine ernsthafte Bedrohung für Europa darstelle. Dies gelte besonders auch für Frankreich mit seinem großen muslimischen Bevölkerungsanteil und Hunderten von Mitgliedern des Islamischen Staates und anderer dschihadistischer Organisationen des Nahen Ostens.

„Hätte der Mord an den französischen Journalisten verhindert werden können?“, fragt Szilárd Szőnyi auf Válasz. Für den konservativen Kolumnisten lassen sich die barbarischen Morde nicht rechtfertigen. Doch fügt er hinzu, dass das Wochenmagazin Charlie Hebdo „alles getan hat, um mit Hilfe seiner vulgären, Millionen von Christen, Muslims und Juden beleidigenden Karikaturen den Hass aller religiösen Menschen auf sich zu ziehen“. Die von den Redakteuren als Ausdruck von Freiheit gedachten Zeichnungen seien von vielen Menschen als gotteslästerlich betrachtet worden, gibt Szőnyi zu bedenken. Derartige Provokationen, so betont der Autor erneut, legitimierten kein Blutvergießen. Dennoch müsse man eine größere Vorsicht walten lassen, da derartige Botschaften leicht Gewalttaten auslösen könnten. Da sich der gewaltbereite religiöse Fundamentalismus nicht durch andere Mittel eindämmen ließe, sollten wir uns vor der Veröffentlichung von Inhalten hüten, die nicht nur wilde Krieger in Rage versetzen, sondern „auch jeden vernünftigen Mitbürger“, mahnt Szőnyi abschließend.

Stefano Bottoni bezeichnet (ohne Bezugnahme auf den Artikel von Szőnyi) alle Kommentare als Ekel erregend, die die Ansicht vertreten, das satirische Blatt sei mit der Veröffentlichung der provozierenden Karikaturen zu weit gegangen. Auf Mandiner schreibt der junge Historiker, die Ermordung der französischen Journalisten sei nicht nur ein Akt des Terrors, sondern vielmehr eine „Kriegserklärung an die europäische Zivilisation“, die auf den jüdisch-christlichen Konzepten von Toleranz, gegenseitigem Respekt und der Ablehnung von Gewalt basiere.

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