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Uneinigkeit über Griechenland

28. Jan. 2015

Ein liberaler Autor warnt: Sollte sich die Sparmaßnahmen ablehnende neue Führung Griechenlands für die Einhaltung ihrer Wahlversprechen entscheiden, dürfte sie das Land letztendlich ins Elend stürzen. Ein rechtsorientierter Kommentator pflichtet einem marxistischen Philosophen darin bei, dass der Syriza-Sieg ganz Europa eine Erneuerung bescheren könnte.

Auf HVG online bezeichnet György Iványi das Wirtschaftsprogramm der neuen griechischen Regierung als reine Demagogie. Der ehemalige führende Banker erklärt den Sieg von Syriza mit der menschlichen Neigung, sich für Träume zu entscheiden. Andere Staaten, darunter auch Ungarn, erzeugten „sowohl bei den Rechten als auch bei den Linken“ ganz ähnliche Symptome. Auf diesem fruchtbaren Boden „schießen esoterische Finanztheorien ganz ungestört ins Kraut“, stellt Iványi fest. Glaubt man ihnen, seien die Entbehrungen die Ursache – nicht aber das Resultat des Mangels. Nun habe die neue Führungsriege ihre Versprechungen bereits zurückgefahren, dennoch würden mehr Respekt – und mehr Geld verlangt. „Was aber passiert, falls Europa aus Furcht vor zunehmendem Populismus andernorts nicht mehr geben sollte?“, fragt der Autor. Es könnte leicht passieren, dass Griechenland noch weniger Geld zur Verfügung stehe als bisher schon, falls Investoren weggehen und die Haushalte damit beginnen sollten, ihre Ersparnisse abzuheben.

Zsolt Bayer stimmt ausnahmsweise dem marxistischen Philosophen Gáspár Miklós Tamás zu, der den Wahlsieg von Syriza frenetisch begrüßt hat. Tamás räume zwar ein, dass es sich bei Syriza um einen Verbund kommunistisch orientierter Gruppierungen handele, doch bemühten sich deren Köpfe nicht um eine undurchführbare kommunistische Revolution. In Magyar Hírlap schreibt Bayer, der einzige Denkfehler von Tamás bestehe darin, dass er nach wie vor an den Marxismus glaube, ansonsten habe er recht, wenn er den griechischen Aufstand gegen eine „hyper-kapitalistische und neoliberale Politik“ begrüße. Als besonders ermutigend empfindet der rechtsorientierte Autor die Existenz einer linken Bewegung, „die endlich einmal nicht darüber nachdenkt, wohin Menschen ‘neutralen Geschlechts’ gehen sollten, um die Natur zu befreien“. Konservative wiederum hätten eine Tendenz zur Nostalgie über eine vergangene Welt der Standesprivilegien. Bayer hofft, dass in Griechenland möglicherweise etwas Neues begonnen haben könnte.

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